Für meine zweite Partie In Deo Veritas wollte ich etwas Größeres auf den Tisch bringen. Dazu hab ich einen kleinen Sprung zurück in der Zeit gemacht und mir die Schlacht die Fleurus zuvorging angesehen. Dieser Spielbericht ist also ein Prequel. Denn die liebt doch jeder, oder?
Die Schlacht von Höchst, 1622
Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel hatte sich unter dem ‚Winterkönig‘ Friedrich V. der protestantischen Seite angeschlossen. Nach diesem kurzen Satz setzen wir gleich zu einem kleinen Exkurs an…
Der Winterkönig
Friedrich V., Kurfürst von der Pfalz, König von Böhmen (kurzfristig), Ehemann von Elisabeth Steward, der Tochter des englischen/schottisch/irischen Königs James I., war eine führende Persönlichkeit der protestantischen Union und des protestantischen Adels in Europa (Amn: Natürlich waren weder der, noch der protestantische Adel im Reich samt und sonders bei der Union. Dank an obliqui auf Twitter für den Hinweis!) im Allgemeinen.
Auftakt
Die letzten fast 100 Jahre stand Böhmen schon unter habsburgischer Herrschaft (die auch den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation stellten, und natürlich auch den spanischen König). 1618 begann der Aufstand in Böhmen, kurz darauf marschierten spanische und kaiserliche Armeen ein, und die böhmischen Stände benötigten dringend zwei Dinge: Verbündete und Legitimation. Sie entledigten sich Ferdinand II. Habsburgs (der im selben Jahr mit Hilfe seiner eigenen Stimme als König von Böhmen zum Kaiser gewählt wurde, obwohl er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr König war. Proteste einer böhmischen Delegation wurden zurückgewiesen) als ihren König und begannen, nach jemandem mit gutem Ruf und einem großen Vermögen zu suchen, der bei der Verteidigung der Religionsfreiheit Böhmens helfen sollte.
Die Wahl des Königs
Mehrere Kandidaten wurden in Betracht gezogen, darunter Leute wie der Kurfürst von Sachsen (das größte der deutschen Länder, doch der Kurfürst war Lutheraner) und der Fürst von Siebenbürgen Gabriel Bethlen (der damals einen anti-habsburgischen Feldzug führte und den größten Teil Ungarns eroberte), aber beide lehnten ab. König Christian IV. von Dänemark und der Herzog von Savoyen waren ebenfalls Favoriten, aber im August 1619 wurde Friedrich V. von der Pfalz zum böhmischen König gewählt. Keine schlechte Wahl. Friedrich hatte sich zum de facto Anführer der protestantischen Länder des Reiches aufgeschwungen, er war der Schwiegersohn des notorisch reichen Königs von England, Neffe des Prinzen von Oranien und ein ehrgeiziger Mann. Er nahm die Krone an und reiste mit seiner Frau und einer bescheidenen Armee nach Prag. Es wird berichtet, dass die Feierlichkeiten ein beispielloses Spektakel waren. Die Last der Krone wog jedoch schwer. Friedrich war sich bewusst, dass bei einer Eskalation des Kriegs seine Erblande in Gefahr waren.
Tilly und die Armee der Katholischen Liga Werden Aktiviert
Als die das Jahr 1619 zu Ende ging erkannte der Kaiser, dass der böhmische Aufstand trotz heftiger Kämpfe nicht nachgeben würde. So versprach er Maximilian I. von Bayern den pfälzischen Kurfürstentitel als Gegenleistung für ein großes Heer (offiziell das Heer der Katholischen Liga, allerdings überwiegend Bayern unter Graf Tilly). Außerdem sollte er alle eroberten Länder bis zur Bezahlung durch den Kaiser behalten, was Jahre dauern konnte. Der wiener Hof war zu dieser Zeit notorisch pleite.
Das ist eines der wiederkehrenden Merkmale des Dreißigjährigen Krieges – Adligen oder Kriegsherren wurde anstatt direkter Bezahlung das Recht eingeräumt, Steuern in eroberten Ländern zu erheben. Einer der Gründe für das unglaubliche Leid der Bevölkerung, das durch den andauernden Krieg verursacht wurde. Der Krieg wurde sowohl gegen das Land selbst als auch gegen den Feind geführt. Tatsächlich war es viel einfacher und lukrativer, sich einen Streifen Land zu schnappen, der versprach, reich oder relativ unversehrt zu sein, als zu versuchen, den Feind dazu zu bringen, seine aufzugeben. Tatsächlich hatte ein „Kriegsunternehmer“ oder Söldner der damaligen Zeit (oder oder sonst irgendeiner Zeit) kein Interesse daran, dass der Krieg zu Ende ging. Je mehr Geld aus dem Land gepresst wird, desto größer ist die Armee, die man aufstellen kann, desto mehr Land kann besetzt werden. Talentiertere und vorausschauendere Heerführer waren geschickter darin das Land auszunehmen ohne es gleich zu verwüsten. Die Methoden waren jedoch meist nicht weniger grausam, vor allem, wenn die Situation für die Kriegsunternehmer schwierig wurde.
Dazu kommt, dass während des ganzen Krieges Geld und Soldaten von ausländischen Mächten in die Kampfgebiete geschickt wurden. Ein sicherer Weg zur Katastrophe.
Apropos Katastrophe…
Zurück zu diesen frühen Phasen des Dreißigjährigen Krieges und Friedrich V., König von Böhmen. Seine Armeen hielten das kaiserliche und spanische Heer gerade so in Schach, während eigene Feldzüge gegen Wien und Niederösterreich im Sand verliefen. Die Rekrutierung aus Schlesien und Mähren wurde durch polnische Kosaken, die zur Unterstützung des Kaisers berufen worden waren, behindert. Englisches Geld war weit weniger reichlich vorhanden als erhofft, und außer ein paar Regimenten aus den Niederlanden gab es kaum Beistand für Böhmen. Frankreich zeigte sich neutral und verurteilte offiziell den Aufstand. Sogar die protestantische Union lehnte die Unterstützung durch ihre Armee ab, da der protestantische Adel kaiserliche Vergeltungsmaßnahmen fürchtete. So unterzeichneten die größten evangelischen Herzogtümer, Sachsen und Brandenburg, eine Erklärung zur Wahrung des Friedens im Reich, wofür sie von Wien mit Land belohnt wurden. Sogar Gabriel Bethlen hatte mit dem Kaiser einen (kurzzeitigen) Frieden ausgehandelt.
Ende 1620 stand Bethlen, der frisch gewählte König von Ungarn, wieder an der Seite der protestantischen Sache, konnte aber die Niederlage in der Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620) nicht verhindern. Dies bedeutete das Ende des böhmischen Aufstands.
Der König flieht von der Bildfläche
Friedrich V., viel gescholten von den damaligen Propagandadrucken und Zeitungen, musste über Schlesien und Brandenburg in die Niederlande fliehen. Mit einer Reichsacht bedacht konnte er nicht viel persönliche Unterstützung aus dem Kaiserreich erwarten. Von den Niederlanden (und später Frankreich) aus versuchte er, die Verteidigung/Befreiung der Pfalz zu organisieren. Ernst von Mansfeld, Kriegsunternehmer par excellence, war sein Mann vor Ort für diese Aufgabe. Johann T’serakles von Tilly, Sieger des Weißen Berges, erhielt den Auftrag, die Pfalz für die Katholische Liga und Bayern in der sogenannten „Pfälzer Phase“ des Dreißigjährigen Krieges zu erobern.
Im Frühjahr 1622 ging das Kriegsglück zwischen Katholiken und Protestanten hin und her. Friedrich appellierte noch einmal an die deutschen Fürsten, die protestantische Union neu zu schmieden, allerdings mit begrenztem Erfolg. Mitte 1622 schien die Pfalz verloren, und Friedrich stellte eine Exilregierung in Den Haag auf die Beine. In den folgenden Jahren wurden einige Male Verhandlungen mit dem Kaiser aufgenommen. Friedrich gab zu, dass seine Thronbesteigung in Böhmen ein Fehler war, gab alle diesbezüglichen Ansprüche auf, forderte aber die Rückgabe seiner Lande und seiner Kurwürde. Eine Einigung wurde nicht erzielt.
Weitere Bestrebungen und Tod
1630 trat Schwedens König Gustav II. Adolf in den Krieg ein. Sein Sieg über Tilly und die Besetzung Bayerns gab Friedrich neue Hoffnung, seine Ländereien zurückzuerhalten. Gustav Adolf war prinzipiell offen für diese Idee, doch Friedrich lehnte es ab, dass die Pfalz ein schwedisches Lehen würde. Ende 1632 beschloss die englische Krone endlich, ein Expeditionskorps in die Kurzpfalz zu entsenden. Bevor die Truppen eintrafen erlitt Friedrich eine Infektion und starb schließlich in der Nacht vom 28. auf den 29. November 1632.
Nach einer recht turbulenten Reise ist der Verbleib der sterblichen Überreste von Friedrich V. unklar.
Beim Friedensschluss 1648 wurde Friedrichs zweiter Sohn, Karl Ludwig I., erneut Kurfürst der Pfalz und erhielt die Ländereien seiner Vorfahren (abzüglich der Oberpfalz, die bei Bayern verblieb). Er brach mit dem englischen Zweig der Familie, nachdem er die Parlamentarier während des englischen Bürgerkriegs unterstützt hatte. Karl Ludwig erwies sich als sehr tüchtiger und leidenschaftlicher Herrscher beim Wiederaufbau der verwüsteten Pfalz.
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Gut, das war’s. Ich dachte, es wäre eine gute Gelegenheit, einen Blick auf eine der Persönlichkeiten zu werfen die eine Schlüsselrolle beim Ausbruch und vor allem der Eskalation des dreißigjährigen Kriegs spielte. Außerdem hat er Ende August Geburtstag.
Kommen wir nun zur Schlacht von Höchst selbst.
Situation vor der Schlacht
Anfang 1622 hatten Truppen der Armee der Katholischen Liga (Tilly) und der spanischen Armee (Cordoba) die westliche Pfalz besetzt. Die protestantischen Truppen Mansfelds waren dringend auf Unterstützung angewiesen. Sie mussten so schnell wie möglich mit der Armee Christian von Braunschweigs vereinen, um sich gegen die spanisch/ligistische Truppe zu stellen. Christian wich einem Scheinangriff von Tilly aus. Dieses Manöver kostete die Protestanten die Chance, den Main zu überqueren und sich flott mit Mansfeld zu verbinden.
So ließ Christian von Braunschweig einen Teil seiner Armee die Stadt Höchst einnehmen und begann mit dem Bau einer Brücke aus Booten über den Main. So sollte seine Armee (vor allem der Tross und sein Vermögen) über den Main kommen und schließlich mit Mansfelds Heer zusammentreffen. Um dies zu verhindern, trieb Tilly sein Heer im Gewaltmarsch voran, und Christian von Braunschweig sah keine andere Alternative, als sich zur Schlacht zu stellen.
Szenario
Hier der fertig aufgebaute Spieltisch:
Die evangelische Armee (Christian von Braunschweig) nahm in mehreren Linien entlang der Straße nach Höchst (und der Schiffsbrücke über den Main) zwischen Main und Sulzbach Stellung. Eine Brigade (Köchler) verschanzte sich in Sossenheim, um die Brücke über den Sulzbach zu halten. Der Fluss ist durchwatbar, aber es ist natürlich einfacher, die Brücke zu nehmen.
Auf der anderen Seite der Brücke wurden zwei kleine Schanzen errichtet, in denen etwas mehr als 1000 Musketiere (aus allen Infanteriebrigaden ausgeborgt) Stellung bezogen. An der rechten protestantischen Flanke kann man das Nidda-Moorgebiet sehen (gekennzeichnet durch grünes Krümelzeug, bis zu dem gelben Feld unterhalb von Sossenheim). Oben auf dem Foto sieht man das spanisch-ligistische Heer (Tilly).
Das Ziel jeder Armee ist es, den Feind zum Rückzug zu zwingen indem die Kampfmoral gebrochen wird. Wenn sich bis Runde 12 keine Seite zurückzieht, gewinnen die Protestanten.
Die Armeen
Das spanish-ligistische Heer
Kommandant: Graf Tilly
Rechter Flügel (Spanier):
1. Linie (unter Cordoba): 2x Kavalleriebrigade (Arkebusiere. Regeltechnisch behandle ich spanische Arkebusiere als Double Brigades), Tercio Fugger (Early Tercio), 1 unabhängige Musketeerkompanie, 2 Batterien schwere Kanonen.
2. Linie (unter Caraciollo): 3x Kavalleriebrigade, Tercio Caraciollo (Early Tercio)
Aufgrund des Gewaltmarsches kurz vor der Schlacht bekommen die Tercios einen Abzug auf die Angriffskraft (bzw. Aggressivität).
Hier eine Fun Fact zu den Spaniern und ihre Position in dieser und anderen Schlachten: Spanische Truppen bekamen automatisch die Ehrenposition an der rechten Flanke, bzw. durften Angriffe und Verfolgungen anführen, denn im Gegensatz zu den ligistischen Truppen dienten sie einem König.
Zentrum (unter Anholt): 3 Infanteriebrigaden, 3 Batterien schwere Kanonen, 2 unabhängige Musketierkompanien
Tilly begleichtet das Infanteriezentrum.
Linker Flügel:
1.Linie (unter Mortaigne): 3x Kavalleriebrigade
2.Linie (unter Pappenheim): 6x Kavalleriebrigade
Das protestantische Heer
Kommandant: Am Papier Christian von Braunschweig, doch in der Praxis war er kein besonders fähiger Kommandant auf diesem Level. Deswegen befehligte er an dem Tag nur einen Teil der Armee direkt. Regeltechnisch gibt es deswegen keinen Armeekommandanten.
Zentrum:
1. Linie (unter Christian von Braunschweig): 2 Infanteriebrigaden, 2 Musketierbrigaden (verschanzt), 1 Infanteriebrigade (Köchler, verschanzt in Sossenheim), 3 Batterien schwere Kanonen (auf der Straße von Sossenheim nach Höchst), 1 unabhängige Musketierkompanie (gaaaanz unten links am Bild)
2. Linie (unter Knyphausen): 4 Infanteriebrigaden
Kavalleriereserve:
1. Linie (unter Styrum): 6 Kavalleriebrigaden
2. Linie (unter Fleckenstein): 5 Kavalleriebrigaden
Rechter Flügel (unter Carpzow): 1 Kavalleriebrigade, 3 unabhängige Musketierkompanien
Dieser Haufen sitzt im Nidda-Sumpfgebiet als Flankenschutz. Die Kerle stehen 9 feindlichen Kavalleriebrigaden gegenüber. Das wird interessant werden.
Noch eine Regel: Aufgrund der Tatsache, dass viele Musketiere abgezogen wurden, um als leichte Infanterie (die ganzen unabhängigen Musketierkompanien) zu agieren, wird die Feuerkraft aller Infanteriebrigaden (mit Ausnahme der von Köchler in Sossenheim) in diesem Spiel um einen Würfel reduziert. Ich habe dies auch visuell dargestellt, indem ich die Anzahl der Musketierbasen bei jeder solchen Einheit reduziert habe.
Das Spiel
Die Angreifer (spanisch-ligistisches Heeer) beginnen. Cordoba (rechts) verliert keine Zeit und zieht mit seinen Spaniern (und Wallonen) zum Sulzbach vor, um ihn nächste Runde zu durchqueren. Caraciollo folgt als seine Reserve.
An der anderen Flanke rückt die Kavallerie der Katholischen Liga ebenfalls vor. Mortaigne führt seine Brigaden bis in den Sumpf und hält an, um zu prüfen, wie der Boden beschaffen ist.
Wie bereits erwähnt, wird dies eine wirklich interessante Flanke. Die Katholiken sind hier den protestantischen Verteidigern zahlenmäßig weit überlegen. Auf der anderen Seite ist das Sumpfgebiet alles schwieriges Gelände, was für die Kavallerie ein ziemliches Problem darstellt. Jede Bewegung kann zu Unordnung und Problemen führen. Carpzows kleine Abteilung von Verteidigern hat den Rückzugsbefehl erhalten, um die Angreifer weiter in das Sumpfgebiet zu locken, sie in Unordnung zu bringen und eine direkte Konfrontation so lange wie möglich zu vermeiden. Die als leichte Infanterie aufgestellten Musketiere schwärmen aus, um gute Schusspositionen einzunehmen, während Carpzow selbst und seine Kürassiere sich so wenig wie möglich bewegen, um nicht selbst in Unordnung zu geraten.
Hier ist ein Überblick über die erste Schussphase:
Die spanischen und ligistischen Kanonen eröffnen das Feuer auf Sossenheim. Ebenso die katholischen Musketiere, die sich von der linken Flanke her dem Dorf nähren. Jedoch sind sie etwas vorwitzig, und werden von den Kanonen der Protestanten auf’s Korn genommen. Eine der Musketierkompanien gerät in Unordnung.
Wenig später verlieren sie die Nerven und ziehen sich zurück. In einem ergreifenden Moment fasst sich Tilly ein Herz und gibt seinem Pferd die Sporen, um den Musktieren persönlich Mut zuzureden.
Kurz bevor Tilly dazu ansetzt zu erklären, dass Gott auf ihrer Seite sei und dass die Kanonenrohre der Ketzer so verbogen wie ihre Auffassung des Christentums, schlägt eine weitere Salve ein und die Musketiere sind Geschichte. Tilly jedoch ist unverletzt. Wie es dazu kam, darüber sind sich bis zu 99% der damaligen bayerischen Militärexperten und Journalisten einig: Die Jungfrau Maria schickte einen Schwarm von Engeln, die den Grafen in einen Mantel aus rotem Samt hüllten, der die Kanonenkugeln in Rüben verwandelte, und sie abprallen ließen.
Derweil an der rechten Flanke…
Cordobas Kommando hat den Sulzbach durchwatet. Sie sind guten Mutes und setzen zum Angriff auf den Schäferberg an:
Seine Arkebusenreiter und Infanterie werden von Christians leichter Infanterieabteilung empfangen. Unbeeindruckt eröffnet der Tercio das Feuer auf die verschanzten Musketiere. Im Hintergrund links sieht man Caracciollo, wie er seinen Truppen befiehlt, den Bach zur Rechten von Cordoba zu überqueren. Die riesige Formation, die der Tercio Caracciollo (gelbe Fahne) bildet, hat Mühe, mit der Kavallerie mitzuhalten.
Bald verschärfen sich die Kämpfe um den Schäferberg, als Christian von Braunschweig seiner Infanterie befiehlt, einen Gegenangriff auf die Kavallerie von Cordoba zu starten. In den Sulzbach zurückgeworfen zu werden, ist natürlich keine schöne Aussicht, also beschließen die Reiter keinen hufbreit nachzugeben. Zu ihrer Linken stürmen Tercio Fugger (weiße Fahnen, rotes spanisches Kreuz) nun auf die Befestigungsanlagen zu, um die Musketiere per Hand zu vertreiben.
Nach einigen weiteren Salven katholischer Kanonen ist Sossenheim sturmreif geschossen. Die Regimenter Herliberg (rechts) und Schmidt (links, Tillys bestes Regiment) rücken vor und werfen Köchlers Brigade hinaus und zurück über die Brücke südlich von Sossenheim.
Abgesehen von den schweren Batterien an der Straße und den Musketieren in den Gräben ist die Brücke in der Mitte jetzt erobert. Köchlers Brigade hält kaum noch zusammen, als sie am anderen Ende der Brücke ankommt. Zurück auf der anderen Seite des Flusses haben die bayerischen Regimenter große Mühe, ihre eigenen Regimenter zusammenzuhalten, da Gruppen von Söldnern sofort beginnen, nach Wertsachen oder Essbarem zu suchen.
Hier ein Überblick über diese Phase des Spiels:
Von oben nach unten: Mortaignes Kavallerie in den Sümpfen hat im schweren Gelände große Schwierigkeiten; die gegnerischen Schützen sind lästig.
Links oben ist ein einzelner kleiner blauer Fleck zu sehen. Das ist Tilly, der versucht, sich zu sammeln, während Untergebe Musketierpartikel von seiner Kleidung wischen.
Sossenheim ist gefallen und wimmelt bald von bayerischen Truppen. Die Geschütze auf der protestantischen Seite fangen an, auf die spanischen Geschütze zu schießen, die ihrerseits die Aufmerksamkeit auf die verschanzten Musketiere gerichtet haben. Ihre allererste Salve scheint ein Pulvermagazin getroffen zu haben und führt zu großer Unruhe unter den Soldaten (die Formation ist schwer durcheinander. Ein weiterer solcher Treffer wird sie in die Flucht schlagen).
Währenddessen steckt das Regiment Löwenstein (blaue Flaggen) auf dem Schafenberg immer noch in einer Schießerei mit den großen spanischen Formationen von Arkebusenreitern. Tercio Fugger greift immer wieder die verschanzten Musketiere an.
Die spanischen Einheiten von Caraciollo reihen sich auf, um den Bach zu überqueren.
Hier ist eine Nahaufnahme des Geschehens im Sumpf von Nidda. Mortaignes Kavallerie holt schließlich die Verteidiger ein, und es kommt zu einem Feuergefecht.
Pappenheim, der das zweite Treffen der Kavallerie kommandiert, genießt den Anblick.
Sie halten sich zurück und schauen sich das Treiben im Sumpf an. Er ist nicht bereit, seine schöne (und teure) Kavallerie in ungeeignetem Gelände zu gefährden. Also wartet er darauf, dass sein Vorgesetzter die Flanke ausräumt oder einfach zu Grunde geht. So oder so würde er mit seiner Kavallerie hineinstürmen und etwas Glorreiches tun.
An der anderen Flanke überwältigen die Arkebusiere Löwensteins Infanterie. Knyphausen schickt eine Infanteriebrigade der 2. Linie (Leibgarde zu Fuß) nach vorne, aber es entsteht eine große Lücke in den protestantischen Linien. Da Silvas Arkebusiere brechen zu einer ungestümen Verfolgung auf, um Löwensteins fliehende Infanterie zu erledigen…
…und knallen in die Flanke von Styrums Kavallerie, die sich gerade nach links gedreht hatte, um auf Flankenangriffe vorbereitet zu sein! Jetzt wird es etwas chaotisch, da beide Kavallerien von den Ereignissen überrascht werden.
Zurück zur sumpfigen Flanke. Zwei von Mortaignes Einheiten wird’s zu blöd. Das ist doch kein Job für die Kavallerie. Sie hauen ab. Sein Flügel gerät ins Wanken, und sie müssen dort bleiben (dürfen nur den „Halten“-Befehl ausführen), bis die Ordnung wiederhergestellt ist. Die Verteidiger unter Carpow sind so gut wie unversehrt. Pappenheim hat lange genug zugesehen, und er kommandiert seine Reiter ebenfalls in den Sumpf, um die Arbeit zu beenden. Das Gelände ist wirklich fürchterlich, und Pappenheim muss zugeben, dass die Probleme nicht allein seinem Vorgesetzten anzulasten sind. Jedoch kann Pappenheim die Ordnung innerhalb eines Spielzuges fast komplett wiederherstellen.
Da sie nun mit der vollen Zahl des katholischen linken Flügels konfrontiert sind, rücken die Verteidiger weit zurück, um den trügerischen Boden zwischen ihnen und dem Feind zu maximieren. Vielleicht würde sie das dazu bringen sich zur Querung des Bachs aufzustellen, und dann könnte Carpow mit seinem Flügel ihre Flanke bedrohen.
Zurück zum Schafenberg! Nach dem Verlust der Regimenter Löwenstein und Köchler ist Christians Infanterie-Flügel ernsthaft erschöpft. Glücklicherweise hat das spanische Tercio, das die vordersten verschanzten Musketiere angegriffen hat, seinen Angriff schließlich abgebrochen, wurde über den Bach zurückgeworfen und würde eine ganze Weile brauchen, um sich wieder zu sammeln.
Knyphausen (Kommandeur der 2. Infanterielinie auf dem Hügel) schickt Brigaden, um Löcher in der Frontlinie zu flicken und diese nach links zu verlängern, indem er die Brigade Sachsen-Lauenburgs dorthin schickt. Damit ist die protestantische Infanterie nun fast komplett in einer Linie aufgefädelt.
Nach mehreren Scharmützeln wirft die protestantische leichte Infanterie auch die leichte Infanterie Cordobas zurück. Sie werden auf ihrer Flucht über den Sulzbach zerstreut.
Die chaotische Kavalleriesituation direkt hinter dem Gipfel des Hügels wird schnell gelöst, als die protestantischen Reiter es schaffen, sich dem Feind zuzuwenden. Sie werden von der Flanke und einer Abteilung leichter Infanterie (die nach der Vernichtung der feindlichen Plänkler nun frei ist) zur Rückseite des Feindes hin unterstützt. Da Silvas Harquebusiere sind eingekreist und werden zerstört.
Der Angriff des Flügels von Cordoba ist ins Stocken geraten. Die 2. Linie von Caracicollo hat den Sulzbach überquert und macht sich bereit, die Infanterie von Knyphausen an der rechten Außenflanke anzugreifen.
Irgendetwas läuft jedoch schrecklich schief. Die spanischen Reiter (Cordobas Regiment, aber unter Caraciollos Kommando, um alles zu verkomplizieren) werden von einer Salve erfasst und ergreifen die Fucht. Berenguers Kürassiere (ebenfalls aus Caraciollos Flügel) nutzen die Gelegenheit, um vorbeizuschlüpfen, können aber nicht weiter vorrücken, da der Flügel von Caracciollo erschöpft ist. Die Kürassiere halten an und beschließen, darauf zu warten, dass die Kürassiere von Losada sie einholen, um den Angriff zu unterstützen.
Diese Sache mit dem Zusammenhalt und der Ermüdung des Flügels ist eine sehr hübsche Mechanik. Natürlich ist es ist frustrierend, aber es gefällt mir gut. Sie zwingt die Flügel dazu, zusammenzubleiben und die Angriffe zu koordinieren.
Hier ein Überblick über den spanischen Angriff auf den Schafberg:
Nicht mehr so viel übrig. Man sieht die Kürassiere direkt neben der Sachsen-Lauenburg (schwarz-gelb-grüne Fahne) Infanterie und unten rechts die Kürassiere von Losada, die gerade aus dem Bach stapfen.
Im Zentrum überquert bayerische Infanterie (Herliberg und Heimhausen) die Brücke. Sie werden von den schweren Geschützen und den verschanzten Musketieren, die sich vom Schock der explodierenden Fässer erholt haben, mit verheerenden Salven empfangen. Seit dem ersten Glückstreffer haben die Salven der spanischen Kanonen nichts mehr erreicht.
Entgegen aller Logik ist Anholts Infanteriezentrum davon komplett überrascht und sie können nicht weiter vorrücken, was natürlich eine mieseSituation ist.
Drüben im Nidda-Sumpf hat Pappenheim Ordnung in seinen Flügel gebracht, aber Mortaignes geschrumpftes Kommando ist in schlechter Verfassung.
Auf der anderen Seite hält sich die protestantische Infanterie auf dem Schafenberg recht gut. Obwohl Christian von Braunschweigs erste Infanterielinie jeden Moment zerfallen könnte. Das würde die Musketiere zwingen, ihre Schützengräben aufzugeben, und die sind für den gesamten Schlachtplan ziemlich entscheidend.
Doch genau zu diesem Zeitpunkt bricht Tilly den Angriff ab und befiehlt der Armee, sich vom Schlachtfeld zurückzuziehen. Der spanische rechte Flügel ist über alle Maßen erschöpft. Die linke Kavallerie musste zusehen, wie ihre erste Linie trotz ihrer großen Anzahl buchstäblich in furchtbarem Gelände stecken blieb, und irgendwie war auch das Infanteriezentrum erschöpft, nachdem sie die Brücke überquert hatten.
Nachbetrachtung
Tja, das war’s dann wohl. Sehr interessant, das Ganze. Wohl und Wehe der protestantische erste Linie hingen am seidenen Faden, doch die Musketiere weigerten sich, ihre Stellungen zu verlassen.
Christians Befehl, die Spanier sofort nach Überquerung des Bachs anzugreifen und sie am Errichten eines Brückenkopfs zu hindern war die richtige Entscheidung. Caracciollos zweite Linie konnte auch nicht wirklich helfen, und wenn ja währen sie wohl einfach an die protestantische Kavalleriereserve geraten.
Wäre Pappenheim auf der linken Seite schneller in die Schlacht gezogen und hätte den Strom in die rechte Seite der Protestanten überquert, hätte die Sache vielleicht geklappt, aber er hatte viel zu viel Spaß daran, zuzusehen wie Vorgesetzer im Sumpf Prügel bezog. Die Situation dort drüben war in der Tat sehr interessant, aber mit viel Glück und sehr vorsichtigem Manövrieren hielt Carpzows Flügel tatsächlich ihre Flanke, indem sie sich langsam immer weiter in den Sumpf zurückzogen. Irgendwie schaffte es die Kavallerie der Katholischen Liga nie, den entscheidenden Angriff durchzuführen.
Es war ein lustiges Spiel, und sah wirklich hübsch aus. Es hat mir auch sehr geholfen, mich weiter mit den In Deo Veritas-Regeln vertraut zu machen.Während ich mir nach nach dem leicht unbefriedigenden ersten Testspiel unsicher war, würde ich In Deo Veritas mittlerweile als auf einer Stufe mit Twilight of Divine Right sehen.
Ich arbeite bereits an Plänen für die nächste Schlacht, möglicherweise Wimpfen. Nur damit ich die Schlachten in umgekehrter Reihenfolge spiele, um maximale Verwirrung zu stiften. In dieser Schlacht (und Mingolsheim davor) hatte das Heer des Markgrafen von Baden seinen Gastauftritt auf der protestantischen Seite.
Jedenfalls habe ich mich gut amüsiert und mir das Spektakel der Schlacht mit großer Freude angesehen. Vielen Dank für’s Reinschauen! Hoffentlich hat euch dieser Spielbericht gefallen. Ich schaue, dass ich halbwegs flott mehr nachreichen kann!
Wieder einmal ein unterhaltsamer Bericht. Ich konnte zwar nach kurzer Zeit Aufgrund der Namen und wo sie sein sollten, nicht mehr so recht folgen, aber egal. Unterhaltsam war es allemal 🙂
Und lehrreich. Finde es immer spannend historische Tatsachen zu den Begebenheiten zu erfahren.
Allerbesten Dank für das Lob und das Kommentieren! 🙂
Ich musste auch diese komische kleine Skizze anfertigen um auch nur irgendwie Übersicht zu behalten. Außerdem hab ich hie und da im Bericht einfach so Regimentsnamen reingeschmissen. 😛
Hallo Georg, super Bericht. Top Setting. Vor allem der Einblick in den geschichtlichen Hintergrund macht das ganze noch spannender
Heho. Allerbesten Dank! 🙂