Vor kurzem hatte ich die Ehre, Rangers of Shadow Deep zu spielen, ein kooperatives Fantasy-Miniaturspiel mit Rollenspielelementen.
Rangers of Shadow Deep ist Joseph McCulloughs zweites Regelwerk, nach dem erfolgreichen Lauf mit den Frostgrave-Regeln (und dessen Varianten) mit Osprey. Ich habe das Frostgrave-Regelbuch bei der Veröffentlichung gekauft und habe es nicht einmal gespielt, doch ein paar Mal gelesen. Diese neuen Rangers of Shadow Deep Regeln wurden diesmal im Eigenverlag veröffentlicht.
Das Buch
Es ist ein großes, schwarzes Buch, Softcover, 125 Seiten und enthält alles, was man zum Spielen braucht: Charaktererstellung, einschließlich Zaubersprüche und heroische Fähigkeiten, Begleiter, Ausrüstung (von Mundanen zu magischen Gegenständen), eine ganze Reihe von Feinden und – last but not least – eine Reihe von Szenarien.
Das Layout des Buches ist ziemlich geräumig, alles schwarz-weiß, die Illustrationen sind recht düster, alle im gleichen Stil und vom gleichen Illustrator. Kein Look der mich umwirft, aber ich bin sicher, dass er bei vielen ankommt.
Worum geht’s überhaupt?
RoSD ist ein Solo- oder kooperatives Fantasy-Miniaturenspiel mit einem gewichtigen Rollenspielanteil. Jeder Spieler spielt einen Waldläufer (von Shadow Deep) und eine Handvoll (abhängig von der Leadership-Fähigkeit und der Anzahl der Spieler) von Begleitern. Diese werden aus einer Reihe von Archetypen ausgewählt und helfen dem Waldläufer bei seinen Missionen in die Dunkelheit wo dunkle Geheimnisse im schattigen Dunkel aufzudecken sind.
Das Spiel ist szenariobasiert. Jede Partie stellt entweder eine eigenständige Mission, zu der die Waldläufer geschickt werden, dar, oder es gibt mehrere Spiele, die ein längeres Abenteuer voller Wendungen darstellen. Es wird erwartet, dass das Spiel als eine große Kampagne gespielt wird, nicht anders als ein Pen&Paper-Rollenspiel, bei dem die Spielercharaktere im Laufe ihrer Abenteuer Erfahrung und materiellen Besitz sammeln.
Was wird zum Spielen benötigt?
Am Anfang erstellt jeder Spieler seinen Charakter nach einem Punktesystem. Technisch gesehen sind alle von ihnen Waldläufer, aber es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, den Charakter anzupassen. Du kannst dich auf Nahkampf, Fernkampf, Spezialfähigkeiten konzentrieren, du kannst deine Waldläufer zu Zauberern machen, dich auf eine größere Anzahl von Begleitern konzentrieren oder einen „einsamen Wolf“ spielen, wenn du willst.
Wie ihr sehen könnt, sieht das Charakterblatt genau wie in einem Pen&Paper Rollenspiel aus. Hier sehen wir die Werte meines Waldläufers Drago Dunkelschummler. Er ist ein Waldläufer der Dunkelelfen (natürlich) und damit ein supercooler Ninja-Typ. Ich habe einige Punkte investiert, um die Bewegungsgeschwindigkeit (weil es ein Elf ist) von den regulären 6″ auf 7″ zu erhöhen, die Mêlée-Punkte haben sich leicht erhöht, genau wie die Willenskraft.
In Rangers of Shadow deep wählt man keine Rasse (oder Klasse), sondern alles über Statistiken. Leider kannst du die Basiswerte nicht senken. Das müsste man mittels Hausregel erledigen.
Ich investierte mehrere Punkte, um einige Fähigkeiten wie Tarnung und Akrobatik zu verbessern, und am Ende fügte ich einige heroische Fähigkeiten (Blend into Shadows, Dash and Deadly Strike) und einen Zauber (Smoke, im Wesentlichen zur Darstellung von Rauchbomben) hinzu, um den Charakter abzurunden. Die Startausrüstung ist ziemlich einfach – jeder Spieler kann fünf Gegenstände aus einer sehr begrenzten Liste auswählen, die einfache alltägliche Ausrüstung abdeckt. Ich wählte eine Handwaffe, einen Bogen, einen Köcher voller Pfeile, eine leichte Rüstung und ein Seil. All das ging ziemlich schnell.
Meine beiden Teamkollegen schufen Distel, einen gnomischen Waldläufer der Zauberei/Range Kampfüberzeugung und Clarissa Caretaker, einen richtigen Bogenschützen.
Am Ende haben wir die Punkte errechnet, die wir für Begleiter ausgeben können. Clarissa wählte einen schwer gepanzerten Ritter, um Nahkämpfe zu bestriten, während sie die Gegner mit Pfeilen beschießt. Distel entschied sich, ihren Hausdrachen Blautatz und einen Schurken namens Milo mitzubringen. Mein Charakter Drago wurde von der Gilde der coolen Ninja-Attentätertypen angewiesen, zwei unerfahrene Azubis mitzunehmen – Drixi und Draxen.
Wie funktioniert das Spiel?
Nun, da wir unsere Charaktere und Begleiter haben, werfen wir einen Blick auf die Spielmechaniken.
Dieses Spiel ist sehr szenarioorientiert, so dass in der Regel die Tabelle entsprechend dem Szenario aufgebaut wird, ein Einführungstext vorgelesen wird, spezielle Regeln und Szenarienziele erläutert werden.
Ein Spielzug läuft in folgenden Phasen ab:
.) Waldläufer agieren – Die Phase in der jeder Spieler etwas mit seinem Ranger macht. Einer nach dem anderen können die Spieler zwei Aktionen mit ihrem Charakter durchführen: eine Bewegungsaktion (bis zum Bewegungswert des Charakters) und eine weitere Aktion wie Kämpfen, Abfeuern eines Projektils, Verwenden eines Gegenstandes, Wirken eines Zaubers, Interagieren mit einer Person oder einem Gegenstand, und so weiter. Oder mach eine andere Bewegungsaktion (wenn auch mit reduzierter GeschwindigkeitSo ähnlich wie in Infinity.)
.) Gegner agieren – In dieser Phase handeln feindliche Kreaturen auf dem Tisch nach ein paar einfachen Regeln. Normalerweise bewegen sie sich in Richtung des nächsten „guten“ Charakters, den sie sehen, und greifen ihn nach Möglichkeit an.
.) Gefolgsleute agieren – In dieser Phase werden die Begleiter der Waldläufer aktiviert und können sich wie die Hauptfiguren verhalten: 2 Aktionen, eine davon muss eine Bewegungsaktion sein. Wenn Begleiter jedoch den Zug in der Nähe des Waldläufers beginnen, können sie in der Phase der Waldläufer aktiviert werden. Was nur ein Grund ist, warum eine gute Idee ist, zusammenzubleiben.
Wenn ihr Frostgrave gespielt habt werdet ihr schon einige Ähnlichkeiten entdeckt haben.
Der Kampf ist ein vergleichender Wurf mit 20-seitigen Würfeln (D20). Jede Seite addiert ihren Kampfwert, die Seite, die gewinnt, verursacht Schadenspunkte, wenn sie die Rüstung des Ziels durchdringt. Jedes Mal wenn gekämpft wird kann jede Seite Schaden nehmen, also solltest du deine Kämpfe klug wählen. Insgesamt ist es aber sehr einfach.
In der Tat sehr, sehr unkompliziert. Um bei all dieser Vorhersagbarkeit zu helfen (abgesehen von D20), werden Szenarien Ereignisse einwerfen, die auf einem Kartenzug am Ende jedes oder jedes zweiten Zuges basieren.
…und das ist es. Sehen wir uns nun an, wie das alles in unserem ersten Spiel abgelaufen ist.
Mission 1 – Der Vermisste
Ein bekannter Waldläufer ist bei der Untersuchung eines verlassenen Dorfs verschwunden. Eine Gruppe weniger bekannter Waldläufer wird ausgesandt, um Hinweise auf seinen Verbleib zu finden.
…und sofort finden wir uns von Zombies und Riesenratten umstellt wieder.
Deshalb sind wir keine berühmten Ranger. Noch nicht. Wie auch immer, es liegen vier Hinweis-Marker auf dem Tisch, die wir untersuchen müssen, um den Aufenthaltsort des Rangers herauszufinden, plus zwei weitere in den Gebäuden.
Sofort schwärmen unsere Charaktere und Untergebene aus, um die Hinweise zu sammeln. Drixi läuft nach oben links, Draxen nach oben rechts. Der Ritter schlägt einem Zombie den Kopf ab, während Clarissa einen weiteren Untoten tötet.
Drago wirft sich auch einem Zombie entgegen, es gelingt ihm nicht ganz den Untoten zu zerstückeln, und Drago nimmt Schaden.
Distel und Blautatz greifen ebenfalls einen Zombie an, während Milo auf die Holzhütte zuhält, um sie zu untersuchen.
Eine Runde später gelingt es Drago schließlich, den Zombie abzuschalten. Er rennt sofort los, um Distel zu helfen (die schnell darauf hinweist, dass sie das alleine hätte regeln können).
Sobald das Untotenproblem im Zentrum gelöst ist, lässt die Bogenschützin ihren kräftigen Ritter die Tür des anderen Gebäudes einschlagen, um im Haus nach Hinweisen zu suchen. In der Zwischenzeit steht sie Wache und schießt Pfeile auf jeden Schurken (Milo ausgenommen), der sich zeigt.
Niemand weiß genau, was der Ritter im Gebäude getan hat, aber es gab viel Krach und Radau. Drago denkt an nichts Böses, während er elegant vorbeispringt, als das ganze Gebäude plötzlich zusammenbricht. Weder der Ritter, noch Clarissa wurden von Trümmern getroffen, aber der arme (und bereits verletzte) Drago liegt unter einem Trümmerhaufen begraben und das kostet ihn seine letzten Trefferpunkte!
Distel schickt ihren Drachen, mit metaphorischem Blaulicht auf dem Kopf, aus um nach dem Dunkelelfen zu sehen.
Blautatz gelingt es den Verletzten zu bergen. Es sieht nicht gut aus, also eilt Distel herbei, um den Dunklen Elfen mit einem Heilzauber zu retten. Für dieses Spiel ist er raus, aber ab der nächsten Mission ist Drago wieder dabei. An der rechten Flanke ist Milo also nun allein, und bekämpft Riesenratten.
Der Ritter stolpert aus dem Gebäude, das auf seinem Kopf zusammenbrach, und läuft in einen Zombie. In der Zwischenzeit untersucht Clarissa den letzten verbliebenen Hinweis. Sie trifft auf eine sehr seltsame Person, die nichts über einen verschwundenen Waldläufer weiß, aber ihr gerne folgt und sonderbare Lieder spielt.
Während all dies geschieht, hatten Drixi und Draxen sich um die beiden Hinweise im Norden gekümmert. Drixi fand einen Vorrat an getrockneten Kräuter, die sie für späteren Gebrauch in dünnes Papier einwickelt. Draxen findet in der Zwischenzeit eine Leiche, hat aber nicht die Fähigkeit, sich einen Reim darauf zu machen. Sie schließen sich wieder zusammen, und einigen sich schnell darauf mal den Skelett-Zombie-Krieger wegzuhauen, und dann die Kräuter die Drixi gefunden hat zu probieren.
Leider erweist sich dieser einfache Zombie als zu große Herausforderung für die El(e)ven, und sie gehen zu Boden. Später werden sie vom Rest der Gruppe gerettet. Kein glorreicher Tag für die Dunkelelfen.
Hier ein Überblick über diese Phase des Spiels: Bewegungen der Dunkelelfen in violett, Distels Truppe in blau, und Clarissa dynamisches Duo in rot. Gegnerische Bewegungen sind in grün gekennzeichnet.
Unten rechts seht ihr, wie Milo sein Ding macht. Nachdem er einem Zombie im Haus und einer Riesenratte dahinter begegnet ist, sucht er den letzten Hinweis, findet aber nur eine weitere Riesenratte und tötet sie. In der Zwischenzeit strömen neue Zombies von allen Seiten auf den Tisch. Der Druck steigt.
Am Ende werden alle verletzten Dunkelelfen evakuiert. Die Hinweise wurden alle untersucht, und unsere Waldläufer hauen ab, denn die Zombies werden nicht weniger.
Wir haben nichts über den Waldläufer herausgefunden, der verloren gegangen war, aber hey – die meisten von uns haben immerhin überlebt! Draxen wurde dabei vergiftet und startet die nächste Mission mit reduzierten Trefferpunkten.
Der Prozess nach dem Spiel ist wirklich einfach – Erfahrungspunkte basierend auf den Szenarienzielen und der Anzahl der getöteten Feinde (wir haben auch einen Bonus für die Rettung dieser seltsamen Person und die Begleitung vom Tisch bekommen) werden ermittelt, jeder Spielercharakter erhält gleich viel Erfahrung, Gefolgsleute (sofern sie noch auf den Beinen sind) erhalten je einen Gefolgsleuteerfahrungspunkt.
Fazit
Rangers of Shadow Deep funktioniert wirklich gut. Das Spiel fühlt sich gut getestet an. Sich auf vorgefertigte Abenteuer verlassen zu müssen, ist natürlich ein ständiges Problem, aber a.) es gibt viele davon im Grundregelwerk und b.) es ist nicht allzu schwer, sich etwas auszudenken. Oh, und natürlich gibt es bereits Ergänzungen und zusätzliche Abenteuer in pdf-Form.
Die vorgefertigten Szenarien kommen natürlich mit dem Vorbehalt, dass man bestimmte Dinge in seiner Figurensammlung haben müssen. Tatsächlich liefern die Szenarien jeweils eine Liste von Miniaturen und Geländestücken, die zum Spielen erforderlich sind. In diesem Punkt schlage ich vor, gesunden Menschenverstand und Kreativität anzuwenden. Im Grunde ist der Unterschied zwischen einem Ork und einem Gnoll für diese Art von Spiel sehr gering. Genauso wie du eine Riesenratte durch eine Riesenspinne/einen Riesenwurm/ein Riesenuhn, einen Goblin und so weiter ersetzen kannst.
Wenn es eine Sache gibt, mit der ich nicht allzu glücklich bin, ist es, dass das Spiel vielleicht ein wenig vorhersehbar ist. Die Ereignisse und zufälligen Dinge, die bei der Untersuchung von Hinweisen passieren, schaffen natürlich in diesem Punkt Abhilfe.
Dann gibt es da noch diese Sache. Es ist sicherlich nur eine seltsame Eigenheit von mir, aber es hat mich bereits in Frostgrave gestört – die Tatsache, dass nur einer der Charaktere Erfahrung sammelt. Sicher, sicher, die Gefährten sammeln auch eine Art reduzierte Art von Erfahrung, und in Frostgrave levelt der Lehrling auch zusammen mit dem Zauberer. Aber irgendwie ist mir die Vorstellung, dass diese eine Person aus irgendeinem Grund wichtiger ist als ihre Gefährten (die mehr als Kanonenfutter behandelt werden), zuwider. Ich würde es vorziehen, wenn alle Mitglieder der Gruppe auf die gleiche Art und Weise Erfahrungen sammeln würden.
Wie auch immer, Rangers of Shadow Deep funktioniert wirklich gut und wir haben sofort einen Termin für ein weiteres Spiel in unserer Kampagne vereinbart. Also seid gespannt auf weitere Abenteuer unserer Waldläuferbanden!
Ich hoffe, dass euch der Artikel gefallen hat, und dass ihr euch ein Bild über die geradlinigen Regeln für dieses moderne, kooperative Spiel machen konntet. 🙂 Falls ihr noch Fragen oder Anregungen habt seid ihr gern eingeladen sie über die Kommentarfunktion unten zu posten oder direkt per e-mail zu schicken. Außerdem könnt ihr mich über die Tabletop Stories Facebookseite, die Battle Brush Studios Facebookseite, oder Battle Brush Studios direkt erreichen.