Heyhey, hier nur ein kurzes Zwischendurchspiel – vor ein paar Tagen kam Cpt.Shandy zu einer Partie Song of Drums and Shakos vorbei.
Es ist über 2 Jahre her, seit ich das letzte Mal Song of Drums and Shakos gespielt habe. Damals war es ein Solospiel zum Testen der Regeln und die Grundlage für meine Rezension zu den Spielregeln.
Vorspiel
Es ist der 19. April 1809, eine österreichische Armee wird in das Herzogtum Warschau geschickt, um Warschau in einem schnellen Schlag einzunehmen und sich dann gegen Sachsen zu wenden, um den Angriff gegen Napoleons deutsche Verbündete zu unterstützen. Erzherzog Ferdinands VII. Korps rückt auf Warschau vor, während Fürst Poniatewskis schnell aufgestellte (und dann zur Hälfte nach Spanien und anderswo abkommandierte Armee (unterstützt von einem sächsischen Korps) mit 14.000 Mann in ihrer ausgezeichneten Stellung an den Utrata-Flussübergängen sitzt.
Während die österreichische Armee ein weiteres Mal innehält, bevor sie sich zur Schlacht rüstet, entsendet Erzherzog Ferdinand eine Avantgarde unter Generalmajor Freiherr von Mohr. Ihre Aufgabe ist es, einen versteckten Weg zu finden, auf dem der Großteil von Ferdinands Infanterie marschieren und die polnische Armee überraschen kann. Die Straße erweist sich als versteckt, aber in schlechtem Zustand. Nach einigen leichten Scharmützeln zwischen von Mohrs und der polnischen Kavallerie zieht sich die österreichische Avantgarde zurück und wartet auf weitere Befehle.
Das Szenario
Das ganze Spiel war ziemlich improvisiert. Wir nahmen ein Szenario aus dem More Drums and Shakos E-Book (mit zusätzlichen Regeln für Zivilisten, Eigenschaften, mehr Wepaons, mehr Szenarien und mehr Werten für die beteiligten Nationen. Einfach More Drums and Shakos!) namens „Under Fire!“ und fügten ein paar zusätzliche Ziele hinzu. Das Ergebnis war folgendes:
Von Mohrs Korps befindet sich in der Nähe der Stadt Janezevice, in der Nähe eines Gasthauses namens „Zur Bequemlichkeit“. Die Österreicher haben einen Spion (als Priester getarnt) in der Stadt, mit dem sie sich sofort in Verbindung setzen müssen. Das Problem ist, dass er im Moment nicht herauskommen kann, weil polnische Truppen in der Nähe sind. Ein kleines Kommando wird zusammengestellt, um den Spion zu suchen und ihn in Sicherheit zu bringen. Die polnische Seite erfährt von dieser Operation, kann aber selbst nicht mehr als eine Handvoll Männer entbehren, um sich um die Situation zu kümmern.
Die polnische Truppe stellt sich entlang der roten Tischkante auf, die Österreicher entlang der blauen Kante. Das eigentliche Spielfeld reicht nur bis zu den Barrikaden; etwa 85x100cm. Der Spion versteckt sich in einem der Gebäude (außer dem in der linken unteren Ecke des Bildes, dem Plumpsklo unten in der Mitte und dem Holzschuppen unten rechts). Um ihn zu finden, muss sich ein Modell an die Tür des Gebäudes begeben, eine Aktion mit „Anklopfen“ verbringen und einen W6 würfeln. Das erste Gebäude, das überprüft wird, enthält den Spion bei einer 6+, das zweite Gebäude, das überprüft wird, enthüllt den Spion bei einer 5+ und so weiter.
Ansonsten gelten die normalen Regeln für Sieg und Niederlage.
Die Streitkräfte
Anstatt sich mit Punktewerten rumzuschlagen, haben wir die Standardlisten aus dem SoDS-Regelwerk genommen und sie ein klein wenig modifiziert.
Die Österreicher
.) Leutnant Eynhuf, Offizier
.) Korporal Dobos, Unteroffizier
.) 4 Linieninfanteristen
.) 2 Jäger
Die Polen
.) Porucznik (Leutnant) Kiciński, Offizier
.) Sierzant Grabowski, Unteroffizier
.) 4 Linieninfanteristen
.) 3 Voltigeure
Das Spiel
Wir stellen uns auf ziemlich ähnliche Weise auf (obwohl wir nix von der gegnerischen Aufstellung sahen, weil die Gebäude Sichtlinien selbst für die Spieler blockierten) – der Offizier mit den vier Linieninfanteristen, alle Base an Base, um Gruppenaktionen/Salvenfeuer zu ermöglichen. Bisschen abseits der Korporal gemeinsam mit den leichten Truppen.
Die Österreicher wählen einen direkten und offenen Weg, um in Position zu kommen und die Hauptstraße zu überblicken.
…während der Porucznik Kiciński einen gedeckten Weg über jemandes Gemüsegarten wählt.
Selbst eine recht kleine Gruppe von nur vier Mann hat Mühe, das schmale Loch in der Mauer zu passieren. Plötzlich hören sie etwas, das wie ferner Donner klingt. Wenige Sekunden später erkennen die Männer, dass es Kanonenfeuer gewesen sein muss, denn das Gebäude neben ihnen wird getroffen und fängt Feuer! Einer von ihnen wird von herumfliegenden Trümmern getroffen, bleibt aber unverletzt.
An dieser Stelle kommt der „Under Fire!“-Teil des Szenarios ins Spiel. Eine Artilleriebatterie (keiner weiß, wessen. Spielt auch keine Rolle.) feuert zwei Salven auf zufällige Gebäude auf dem Tisch ab.
Der polnische Unteroffizier und die Voltigeure sitzen hinter der Kirche. Nach einer Weile finden sie schließlich einen Eingang, doch die Kirche ist verlassen.
Währenddessen rücken die Jäger und der österreichische Unteroffizier zum Gasthaus „Zur Bequemlichkeit“ vor. Auf dem Weg dorthin schickt der Unteroffizier die Jäger nach vorne, um bei einer Weinverkäuferin auf ein Getränk und ein Schwätzchen einzukehren.
Beflügelt schließt er zu seinen Schutzbefohlenen auf und schickt einen von ihnen zum Wirtshaus zurück um es nach dem Spion zu durchsuchen.
…und da ist er! Der Jäger zieht den Spion von der Theke weg und gibt ihn draußen in die Obhut der Weinhändlerin, bevor er zurück zum Unteroffizier geht, um Meldung zu machen.
In der Zwischenzeit geht der andere Jäger hinter einer Gartenmauer an der Haupstraße in Stellung und nimmt die Sache in die Hand. Er eröffnet das Feuer auf den polnischen Offizier, verfehlt ihn aber. Für seinen nächsten Schuss wählt er den polnischen Unteroffizier auf der anderen Straßenseite als Ziel aus.
Es gibt keine ernsthaften Schäden, aber Grabowski ist gezwungen, sich auf den Boden zu werfen, und Deckung zu suchen.
Wieder grollt es in der Ferne, diesmal wird die Abtei direkt vor dem Wirtshaus „Zur Bequemlichkeit“ getroffen und geht in Flammen auf. Entweder lagerten sie dort sehr scharfen Branntwein oder das Gebäude diente als Pulvermagazin.
Korporal Dobos, der österreichische Unteroffizier, der gerade mit dem Jäger hinter der Mauer ankam, ist auf der Stelle tot. Der Jäger und Leutnant Eynhuff werden durch die Explosion zu Boden geschleudert.
Ein Überblick:
Von oben links nach unten rechts: Der polnische Unteroffizier Grabowski rückte bis zur Mauer vor, wurde beschossen und warf sich auf den Boden. Theoretisch hat er drei Voltigeure hinter sich, aber die scheinen nicht scharf darauf zu sein, in den Kampf einzugreifen und sitzen stattdessen herum und tun so, als ob sie nach Spionen oder Kuchen oder was auch immer suchen würden. Auf der anderen Straßenseite waren die Jäger aktiver: Einer fand den Spion im Gasthaus, der andere schoss auf die polnischen Anführer, bevor er von der Artilleriesalve zu Boden geworfen wird.
Unten links sieht man den Weg, den die polnische Infanterie bisher genommen hat. Rechts unten seht ihr die österreichische Infanterie und ihren Offizier, der am Boden liegt, aber weitgehend unversehrt ist.
Leutnant Eynhuff steht auf, und begibt sich zu den Jägern, die bisher als einzige wirklich was gemacht haben. Abermals gibt der Jäger einen Schuss auf den polnischen Offizier ab, verfehlt allerdings. Der Offizier erwidert das Feuer mit seiner Pistole. Das hat so gut wie keine Erfolgschancen, aber irgendwann muss ja mal einer zurückschießen. Währenddessen geht die polnische Infanterie behäbig in Stellung.
Schließlich bekommen sie es doch hin, der Offizier gibt den Befehl, eine Salve auf den österreichischen Offizier abzufeuern, und Leutnant Eynhuff geht schwer getroffen zu Boden.
Die österreichische Truppe beginnt zu zerbröseln. Zwei Infanteristen fliehen sofort vom Tisch, zwei weitere sind auf dem Weg. Der Jäger, der den Spion erwischt hat, flieht ebenfalls.
Zu diesem Zeitpunkt ist das Spiel so gut wie entschieden, aber Cpt. Shandy war bereit, noch ein wenig weiterzumachen, so dass wir einen Nahkampf sehen. Als er den Feind fliehen sieht, springt Grabowski auf und macht sich auf den Weg über die Hauptstraße, um sich den Spion zu schnappen.
Der eine verbliebene Jäger stürzt herbei, weicht dabei einer Musketenkugel von der anderen Straßenseite aus (das Einzige, was die polnischen Voltigeure im ganzen Spiel vollbrigen) und wirft den Unteroffizier zu Boden.
Nachdem dieses besorgt ist, wendet sich der Jäger in seinem alpinen Furor dem polnischen Offizier zu, der hinter ihm gerade über die Mauer geklettert kommt…
… doch diesmal ist der Jäger den Fechtkünsten seiners Kontrahenden nicht gewachsen.
Die beiden verbleibenden österreichischen Linieninfanteristen versuchen ihr Bestes, indem sie isolierte polnische Figuren angreifen (einer von ihnen manövriert die polnische Linie aus, um in ihre Flanke zu feuern, aber das hat nur wenig Wirkung). Der andere Linieninfanterist rennt auf den Spion zu, um ihn vom Tisch zu holen. Aber Grabowski ist wieder auf den Beinen und gewinnt dieses Mal den Nahkampf.
Zu diesem Zeitpunkt lässt sich nicht mehr leugnen, dass das Spiel vorbei ist. Die österreichische Truppe muss dem Feind das Feld (und den Spion) überlassen, doch der österreichische Jäger#2 hat die Karten vom Spion bekommen, also ist es nicht mehr als ein knapper polnischer Sieg.
Nachspielzeit
Ja, ein schönes Spiel. Mit diesen Regeln kann man eine Menge lustiger Sachen machen und gelegentlich machen so kleine kleine Skirmishes Spaß.
Schade, dass ich keine Zeit hatte, ein solideres Szenario auszuarbeiten; die ganze Spionage-Sache war nicht richtig geregelt. 😀 Ich glaube, es gibt irgendwo in Song of Drums und Shakos eine Art Siegpunktesystem, also hätte das vielleicht funktioniert. Wenn die Seite gewinnt, die den Spion vom Tisch bekommt, würde das ein sehr kurzes und völlig glücksabhängiges Spiel ergeben. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, wenn das Glück eine Rolle spielt, aber so hätte das wenig Sinn ergeben. Also haben wir uns on the fly auf eine Regel mit großen und knappen Siegen geeinigt. Im Wesentlichen können die Polen nur noch höchstens einen „knappen Sieg“ erringen, wenn die Österreicher sich mit dem Spion treffen und die wichtigen Infos von ihm mitbekommen.
Es war schön, endlich meine 28mm-Polen auf den Tisch zu bekommen. Ich habe vor 2 Jahren eine Sharp Practice Truppe bemalt (alles hübsche Murawski-Miniaturen), aber bisher waren sie nur in ihrer Schachtel rumgestanden. Die Österreicher hatten ihr Debüt ja schon im Jahr 2020 im ersten Spiel von Song of Drums and Shakos.
Nun, das war ein schnelles Spiel. Ca. 3x so flott wie der Spielbericht. 😀 Hat Spaß gemacht. Ich hoffe, dass ich auch die polnischen Anführer fertig bekomme und sie in naher Zukunft für ein Sharp Practice Spiel auf den Tisch bringen kann. Danke für’s Reinschauen und Durchlesen!