Zeit, mal wieder ein kleines Spiel zum Dreißigjährigen Krieg zu machen. Gerade jetzt, wo sich die Schlachten dieser Zeit zum 400. Mal jähren, gibt es dazu reichlich Gelegenheit.
Das Problem ist, dass ich mich in den letzten Jahren vor allem mit dem Krieg in der Kurpfalz beschäftigt habe und die wichtigsten Schlachten von 1622 bereits gespielt habe, einige davon mehrfach!
Stattdessen habe ich mal ans andere Ende der Zeitleiste geschaut, nach 1645: Heute geht’s um die Schlacht bei Herbsthausen, oder die Schlacht bei Mergentheim. Es war eine der letzten militärischen Auseinandersetzungen dieses schrecklichen Krieges, und die Protagonisten waren größtenteils Leute die uns in früheren Spielen noch garnicht begegnet sind.
Die Schlacht bei Herbsthausen fand am 2. Mai 1645 statt, die jeweiligen Befehlshaber waren der französische Generalmarschall Turenne und der bayerische Marschall Franz von Mercy.
Auftakt
Im Jahr 1635 tritt Frankreich, eine weitere katholische Großmacht in Europa, in den Dreißigjährigen Krieg ein. Der Vorwand, es handele sich um einen Religionskrieg, wird endgültig fallen gelassen. Frankreich unterstützte Feinde des habsburgischen Spaniens und Österreichs in den 1620er und 30er Jahren bereits finanziell und beteiligte sich sogar offen an den Kämpfen in der Schweiz und in Norditalien. Nach der verheerenden Niederlage der Schweden bei Nördlingen 1634 und dem Friedensschluss Sachsens (ehemals ein mächtiger und fester Verbündeter der Schweden in Deutschland) mit dem Kaiser fürchtete Kardinal Richelieu ein gestärktes Habsburgerreich. Deswegen erklärte Frankreich Spanien im Frühjahr 1635 den Krieg, gefolgt von einer Kriegserklärung an das Heilige Römische Reich im September.
Obwohl die französische Armee in der Theorie stets auf dem neuesten Stand der Kriegsführung war, war sie durch jahrzehntelange innere Unruhen geschwächt. Dies führte dazu, dass spanische und bayerische Truppen 1636 beinahe Paris erreichten. Richelieu konnte dies (und dass die Parisern ihn in der Luft zerreißen, nachdem das Gericht die Runde machte, er habe sich an den Stadtmauern um Material für seinen Palast bedient) abwenden, indem er flott eine große Volksarmee und die Hilfe des (ehemals) schwedischen Söldnergenerals Bernhard von Sachsen-Weimar organisierte.
Einige Hintergrundinformationen zu Bernhard findet ihr in der Einleitung zu meinem Schlachtbericht über die Schlacht von Wittenweiher.
Die Anwerbung seiner Dienste für ein hohes Honorar und das Versprechen von Ländereien im Elsass verschaffte der französischen Armee etwas Zeit, um sich in Kampfform zu bringen. Es fehlte zwar immer noch an erfahrenen Kommandeuren und Truppen, aber allein die Größe der Armee gaben in Wien Anlass zur Sorge. Spanien war nun direkt bedroht, was den Zustrom von Soldaten und Geldmitteln stoppen würde, und der Kaiser war chronisch knapp bei Kasse.
Dies führte zur längsten und grausamsten Phase des Krieges, dem französisch-schwedischen Krieg. Die beiden Mächte hatten einen einfachen Plan: Die schwedischen Truppen sollten im Norden der deutschen Staaten operieren, wo sie durch Schiffe aus Schweden leichter versorgt werden konnten, und später bis nach Böhmen vordringen sollten. Die französisch-weimarischen Truppen sollten die Kämpfe in Süddeutschland und entlang des Rheins übernehmen.
Und so ging es in den nächsten 13 Jahren weiter. Jede Seite war sich sicher, dass es keine Entscheidungsschlacht mehr geben würde, es war keine Rede mehr von religiösen Rechten, Paladinen des Glaubens, keine Löwen aus Mitternacht, es war ein beinharter Machtkampf um die Vorherrschaft in Europa. Die Armeen wurden kleiner und mobiler, um in immer größeren Landstrichen Verwüstungen anzurichten, ganz nach der damaligen Doktrin, von dem Land zu leben, das sie besetzen.
Die Schlacht
Anfang 1645 führt Turenne sein Heer aus französischen und weimarischen Truppen über den Rhein und nach Baden-Württemberg. Die dortigen kaiserlich-bayerischen Truppen unter Franz von Mercy ziehen den Feind immer weiter nach Schwaben hinein, was zu Versorgungsproblemen für Turennes Truppe führt. Mercy ist jedoch nicht bereit, sich ihnen im Kampf zu stellen, da die Schweden zu dieser Zeit in Böhmen wüten und Mercy den Großteil seiner Kavallerie dorthin beorderte, um sich den kaiserlichen Truppen dort anzuschließen. Mercys Kavalleriekommandeur Johann von Werth kehrt mit einem Bruchteil der Kavallerie zurück. Allerdings findet Mercy den französisch-weimarischen Gegner in einer ungünstigen Position: die Armee war gezwungen, sich zu verteilen, um Nachschub aus Dörfern zu holen, die weit von Turnes Hauptquartier entfernt lagen. Turenne war nicht glücklich damit, aber es blieb kaum eine andere Wahl. Außerdem ließ Mercy Gerüchte streuen, dass er seine Armee auf die Festungen entlang der Donau verteilt hatte um diese zu schützen.
Tatsächlich machen sich die kaiserlich-bayerischen Truppen kampfbereit und überrumpelten in den frühen Morgenstunden des 2. Mai 1645 die Stellung Turennes. Die französisch-weimarische Artillerie ist zu diesem Zeitpunkt nicht anwesend, ebenso wie Teile ihrer Kavallerie. Fast die gesamte verfügbare Kavallerie wird von Turenne auf der linken Seite, südlich von Herbsthausen, konzentriert, während die Infanterie unter Reinhold von Rosen eine Sperrstellung auf der rechten Seite einnimmt, entlang der Waldgrenze auf einem Hügel. Dies soll Kavallerie davon abhalten , sie anzugreifen.
Nach kurzem Artilleriebeschuss gegen die weitgehend unerprobte Infanterie entlang der Waldgrenze (Turenne’s Armee hatte in einer früheren Schlacht schreckliche Verluste erlitten, die gerade ersetzt waren) gibt von Mercy den Befehl zum Generalangriff. Trotz eines erfolgreichen Gegenangriffs von Turnes Kavallerie bricht der Infanterieflügel bald zusammen, Turennes Kavallerie wird eingekesselt und die zum Schlachtfeld eilenden französisch-weimarischen Einheiten und Geschütze wurden von den durchbrechenden kaiserlich-bayerischen Kräften vernichtet.
Nach etwas mehr als einer Stunde ist die Schlacht vorbei und endet in einer Katastrophe für die Franzosen. Die Armee wird zerschlagen, Turenne kann gerade noch nach Hessen-Kassel fliehen, verliert aber seine gesamte Infanterie, den Großteil seiner Kavallerie, 9 Geschütze und die wenigen Vorräte, die sie bei sich hatten. Ein großer Sieg für die kaiserlich-bayerischen Truppen, den sie allerdings wieder einmal nicht vollständig ausnutzen können und so die Initiative verlieren. Turenne und Mercy treffen in der Zweiten Schlacht von Nördlingen noch einmal aufeinander, bei der Mercy ums Leben kommt.
Das Szenario
Das Szenario ist kostenlos auf der Helion Wargames Website erhältlich. Ich habe es im Grunde so gespielt wie im PDF angegeben, mit einigen winzigen Anpassungen (siehe unter „Die Regeln“).
Die französische Armee stellt sich über A und B auf, die kaiserliche Armee über X, Y und Z in zwei Linien. Das Ziel für beide Seiten ist es, den Willen der gegnerischen Armee zu brechen. Alternativ dazu muss die kaiserliche Armee fünf oder mehr Brigaden über die nördliche Tischkante bringen. Das Spiel geht über 12 Runden. Wenn die französische Armee zu diesem Zeitpunkt noch kampfbereit ist und die Kaiserlichen weniger als drei Brigaden über die Tischkante gebracht haben, ist das ein großer Sieg für die Franzosen.
Das Szenario schlägt eine Tischgröße von 4′ mal 4′ vor. Ich verwende eine Breite von etwas mehr als 5′, da meine Brigaden bis zu einem Drittel breiter sind, als In Deo Veritas vorgeschlagen, und eine Tischtiefe von fast 5′, also habe ich die kaiserlichen Truppen einfach etwas weiter vorne aufgestellt, als das Diagramm vorschlägt. Es ist sowieso alles nur ungefähr. 🙂
Die Armeen
Französisch-Weimarische Armee
Die französische Armee bringt etwa 3.000 Mann Infanterie und 3.000 Mann Kavallerie in die Schlacht.
Befehlshaber der Armee: Henri de La Tour d’Auvergne, Vicomte de Turenne
Linker Flügel: Henri de La Tour d’Auvergne, Vicomte de Turenne
Turenne war neben Condé der bedeutendste französische Militärführer seiner Zeit. Von Zeitgenossen und Nachfolgern (Napoleon befahl seinen Offizieren, Turennes Schriften mehrfach zu studieren, und nannte ihn den bedeutendsten modernen Feldherrn) wurde er als militärisches Genie und Vorreiter der Manöverstrategie mit einem scharfen Auge für Nachschub und Logistik gelobt. Geboren und aufgewachsen als Calvinist, konvertierte er erst in den 1660er Jahren auf ausdrücklichen Wunsch Ludwigs XIV. zum Katholizismus. Er war so hoch angesehen, dass sein Grab selbst während der französischen Revolution kaum angefasst wurde.
In diesem Szenario ist er der Befehlshaber des linken Flügels der französischen Armee und hat 5 Kavalleriebrigaden unter seinem Kommando.
Rechter Flügel: Reinhold von Rosen
Reinhold von Rosen, baltendeutscher Abstammung und lebenslanger Lutheraner, war seit seiner Jugend am schwedischen Hof. Er hatte ein eigenes Kavalleriekommando in der Schlacht von Lützen, später machte er in der Armee von Bernhad von Sachsen-Weimar Karriere. Nach Bernhards Tod war er einer von vier testamentarisch eingesetzten Direktoren der Weimarer Armee, die das Heer in französische Dienste führten.
In diesem Spiel ist er der Befehlshaber des rechten Flügels der französischen Armee, mit vier Infanteriebrigaden und einer Kavalleriebrigade unter seinem Kommando.
Kaiserlich-bayerische Armee:
Die kaiserlich-bayerische Armee brachte etwa 5.500 Mann Infanterie, 4.500 Mann Kavallerie und 9 Geschütze in die Schlacht.
Armeekommandant: Franz von Mercy
Linker Kavallerieflügel: Johann von Werth
Johann von Werths große Popularität verdankt er nicht nur seinen Leistungen als Kavalleriekommandeur, sondern auch sienem Werdegang. Als ältestes von acht Kindern eines Bauern und seiner Frau geboren, musste die Familie nach dem Tod des Vaters in eine kleine Hütte umziehen, und Johann arbeitete als Knecht auf benachbarten Höfen. Er trat 1610 in die spanische Armee ein und nahm an vielen bedeutenden Schlachten des Dreißigjährigen Krieges teil, beginnend mit der Schlacht am Weißen Berg als Kürassier, ab 1631 diente er unter Tilly in der bayerischen Armee und erhielt 1632 sein erstes Regimentskommando.
Nachdem seine Kavallerie beim großen Sieg bei Nördlingen 1634 eine entscheidende Rolle gespielt hatte, wurde er vom Herzog von Bayern zum Feldmarschallleutnant ernannt, der Kaiser machte ihn zum Freiherrn und übertrug Werth mehrere Ländereien.
1636 kam seine Kavallerie bis auf Sichtweite an Paris heran, was zu einer Panik in der Stadt führte, der Angriff wurde jedoch vereitelt.
1638 wurde Werth gefangen genommen und Richelieu forderte pßersönlich seine Auslieferung an die Franzosen, wo Werth vier recht angenehme Jahre verbrachte. Nach seiner Rückkehr bereiste Werth größere deutsche Städte, wo er als Held gefeiert wurde. Er trat in bayerische Dienste, wurde kurz darauf General und Franz von Mercy fand in Werth einen kongenialen Partner.
In diesem Szenario ist er der Befehlshaber des linken Kavallerieflügels der kaiserlich-bayerischen Armee, mit vier Kavalleriebrigaden unter seinem Kommando.
Zentrum: Franz von Mercy
Einer der fähigsten militärischen Führer des späteren Dreißigjährigen Krieges. Mehrfach hielt er französische Armeen davon ab in Süddeutschland einzufallen. 1643 wurde er zum Feldmarschall von Bayern und Oberbefehlshaber der bayerischen Armee ernannt. Immer wieder gelang es ihm, seine Gegner mit Überraschungsangriffen zu überrumpeln.
In diesem Szenario ist er der Befehlshaber des Infanteriezentrums der kaiserlich-bayerischen Armee mit vier Infanteriebrigaden und zwei Geschützbatterien unter seinem Kommando.
Rückendeckung erhält er von…
Zentrum, zweite Linie: Johann von Reuschenberg
Deutschordensritter und zweiter Befehlshaber von Mercy. Er war gegen den Angriff bei Herbsthausen, stattdessen schlug er vor, auf weitere Verstärkungen zu warten. Im Gegensatz zu Werth hatte er den Ruf, arrogant zu sein, was ihn bei den Truppen unbeliebt machte. Nichtsdestotrotz war Reuschenberg ein fähiger, zuverlässiger und erfahrener Befehlshaber.
In diesem Szenario ist er der Befehlshaber der Infanteriereserve der kaiserlich-bayerischen Armee, mit vier Infanteriebrigaden, einer Kavalleriebrigade und einer Geschützbatterie unter seinem Kommando.
Rechter Kavallerieflügel: Christoph Heinrich Gayling von Altheim
Ein langjähriger Offizier unter Werths Kommando. Er und sein Regiment haben so ziemlich alle Höhen und Tiefen durchgemacht. Meutereien, Anschuldigungen wegen unerlaubter Plünderung und Erpressung von Zivilisten (Werth selbst schrieb einen tränenreichen Brief an den jeweiligen Grafen, um ihn über den erbärmlichen Zustand der Schuhe von Gaylings Regimentern zu informieren, die so viel für das Reich getan hatten, um die Erpressung zu rechtfertigen), Beteiligung an Hexenprozessen (die zu diesem Zeitpunkt ziemlich selten geworden waren) und so weiter.
Abgesehen davon scheint er jedoch einer der zuverlässigsten Kavalleriekommandeure Werths gewesen zu sein.
In diesem Szenario ist er der Befehlshaber des rechten Kavallerieflügels der kaiserlich-bayerischen Armee, mit drei Kavalleriebrigaden und einer Kompanie Dragoner unter seinem Kommando.
Im Szenario-PDF ist Oberst Hans Jakob Kolb als Anführer des rechten Kavallerieflügels aufgeführt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um ein kleines Missverständnis handelt. Kolb spielte eine wichtige Rolle auf dieser Flanke, aber nach dem, was ich gelesen habe, war er der Kommandeur der Kavalleriebrigade (Kolb Arkebusiere) in Reuschenbergs Flügel.
Die Regeln
Für dieses Spiel verwende ich die In Deo Veritas-Regeln, geschrieben von Phillip Garton, veröffentlicht von Helion Wargames. Meine Rezension und andere Spielberichte zu diesen Regeln findet ihr hier.
Ich habe nur ein paar kleine Hausregeln verwendet:
.) Siegreiche Kavallerie muss immer auf Impetuous Pursuit testen, wenn sie einen Feind in die Flucht schlägt oder eine Einheit zerstört. (Ich hab das in einem Youtube-Video gehört und hielt es für eine gute Idee)
.) Die Kommando-Reichweite wird auf 8″ erhöht (entsprechend der größeren Fußabdrücke der Einheiten, die ich verwende)
.) Die Reichweite der Feldartillerie wird auf 24″ erhöht. (damit sie von Beginn der Schlacht an feuern können und sich nicht erst in Reichweite bewegen müssen)
.) In Bezug auf den allgemeinen Willen zählen die Franzosen als 11-15 Brigaden in ihrer Armee. (Die 5-10-Brigaden-Kategorie kam mir zu heftig vor)
Das Spiel
Wie man sieht, ist die kaiserlich-bayerische Armee ziemlich traditionell aufgestellt, mit zwei Linien Infanterie in der Mitte und Kavallerie, die ziemlich gleichmäßig an beiden Flanken positioniert ist. Die französisch-weimarische Armee hingegen ist in nur zwei Flügeln/Kommandos organisiert, wobei sich fast die gesamte Kavallerie auf der linken Seite befindet. Turenne vertraute darauf, dass Rosens Infanterie ihre Flanke halten würde, während er plante, die kaiserlich-bayerische Rechte mit seiner Kavallerie aufzurollen und dann die Flanke der feindlichen Infanterie zu zerschlagen.
Ich habe die Reichweite der Artillerie ein wenig erhöht, so dass die kaiserliche Artillerie sofort das Feuer auf Rosens Infanterie eröffnen konnte (siehe oben).
Wie so oft ist die Bombardierung recht eindrucksvoll, doch die Auswirkungen halten sich in Grenzen.
Nach zwei solchen Salven hat die kaiserlich-bayerische Infanterie genug und sie beginnt vorzurücken. Die zweite Linie viel enthusiastischer als Mercy’s erste Linie, so dass sich sofort ein kleiner Stau in der Mitte bildet.
Währenddessen bewegt sich Werths kaiserlich-bayerische Kavallerie auf der linken Seite in einem Bogen die Flanke hinunter, vorsichtig, um sich nicht in der feindlichen Infanterie zu verheddern.
Auf der kaiserlichen Rechten aber geht Christoph Heinrich Gayling – aus Angst vor einem Gegenangriff des ehrgeizigen Turenne – gleich zur Sache.
Die Schlacht kommt in Gang. Bei der Aufstellung habe ich mich dafür entschieden, die kleine Abteilung von Dragonern in der Mitte von Gaylings Schlachtlinie zu platzieren, mit einem Kavallerieregiment an der äußersten Flanke, weil ich befürchtete, dass eine französische Brigade durchbrechen könnte. Wie sich herausstellte, bereitet eine Abteilung berittener Dragoner in der Schlachtlinie eher Kopfzerbrechen, weil ich mir ein schwaches Glied in die Mitte meiner Kette gebaut habe.
Wie dem auch sei, die Dragoner bleiben also auf Abstand und feuern hoch zu Ross auf die feindliche Kavallerie (bergauf, aber besser als gar nichts), während die Kavallerie geradewegs auf sie zugeht. Wie man unten rechts sehen kann, schlüpft die gerissene kaiserliche Kavalleriebrigade Sporck durch die feindlichen Linien vorbei.
Der erste Angriff schlägt die weimarische Kavalleriebrigade Öhm sofort in die Flucht. Im Gegenzug wird eine der kaiserlich-bayerischen Brigaden zurückgedrängt und die weimarische Kavalleriebrigade Baden setzt sofort nach.
Hier ein Überblick zu dieser frühen Phase der Schlacht:
Ein genauerer Blick auf d.) zeigt, wie Mercys Infanterie die weimarische Kavallerie, die Turenne gerade zur Hilfe gerufen hat, festnagelt.
Ein höchst willkommenes Ereignis für die bedrängte kaiserlich-bayerische Kavallerie an der rechten Flanke.
Auf der anderen Flanke bekommt Werths Kavallerie (Brigade Lapierre) die Oberhand gegenüber Rosens Kavalleriebrigade, die zurückgedrängt wird. Werth schickt sofort weitere Kavallerie nach, um die Lücke auszunutzen.
Das Schlachtenglück scheint sich zu Gunsten der kaiserlich-bayerischen Armee zu wenden. Sogar der Artilleriebeschuss beginnt Wirkung zu zeigen, und die französischen Soldaten der Brigade Oysonville geraten in Unordnung.
Jedoch ist jetzt schon klar, dass die Schlacht an der Flanke von Turenne / Gayling gewonnen oder verloren werden wird. Die weimarische Kavalleriebrigade Baden verfolgt die sich zurückziehende kaiserliche Kavallerie. Denen wird das alles zu viel und sie fliehen.
Die weimarische Kavallerie will durchbrechen und stürmt vor. Kurz bevor das Kunststück gelingt, wirft sich Oberst Hans Jakob Kolb inen mit seinen zwei Kavallerieschwadronen entgegen! Für genau diesen Fall blieben Reuschenberg und seine gesamte zweite Linie zurück: Sie wollten keine feindliche Kavallerie in ihrem Rücken haben.
Die ungestüme Verfolgung bringt die weimarische Kavallerie ein wenig durcheinander, Kolbs Kavallerie gewinnt die Oberhand und treibt den Feind zurück. So hat es sich historisch tatsächlich zugetragen. Mehr oder weniger. Wir wissen, dass Kolb für seine Verdienste beim Zurückschlagen eines Durchbruchsversuchs von Turennes Kavallerie lobend erwähnt wurde. Nach der Schlacht wurde er von Maximilian I. von Bayern entsprechend belohnt: „1 goldene Kette, 500 fl. werth, sammt 1 kurfürstlichen Bildnißpfennig mit Engelsköpfen, dann 1500 fl. in Dukaten“. Es gab also sehr erstrebenswerte Incentives zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein (und es alle wissen zu lassen).
Für die kaiserlich-bayerische Seite sieht es an dieser Flanke allerdings nicht so rosig aus, denn die armen Dragoner stehen mitten in der Aufmerksamkeit aller. Sie werden von ihren eigenen, etwas zerrupften Kameraden als Schutzschild und von der feindlichen Kavallerie als Ziel benutzt.
Da gehen Dragoner dahin. An der Flanke von Turenne tobt der Kampf weiter, noch ist es (dank Kolbs Eingriff) halbwegs ausgeglichen.
Gaylings Flügel beginnt jeodch zu ermüden, was bedeutet, dass sie den Befehl „Angriff“ nicht verwenden dürfen, bis sie sich wieder gesammelt haben, was angesichts der Gesamtsituation nicht allzu wahrscheinlich ist.
Zumindest gelingt es zwei von Mercys Infanteriebrigaden, eine von Turnes Kavallerie mit einigen weiteren Musketensalven in die Flucht zu schlagen. Zwar schießen sie bergauf, doch die Heftigkeit des Feuers reicht aus, um die Kavallerie zu zerschlagen.
Gaylings Kavallerieflügel ist komplett erschöpft. Ihr nächster Befehl muss „Rückzug“ lauten. Zu ihrem Glück zeigt auch Turenne’s Flügel Anzeichen von Ermüdung, was bedeutet, dass sie für die nächste Runde den Befehl „Halten“ erhalten. Das mindert das Gemetzel jedoch kaum, denn die beiden Kavallerieflügel sind fest ineinander verzahnt.
Drüben an Werths Flanke läuft es besser für die Kaiserlichen: Rosens Kavalleriebrigade flieht. Die Infanterie kann wegen der Bedrohung durch die anderen von Werths Kavalleristen nicht helfen.
Die französische Kavallerie flieht an Herbsthausen vorbei; die bayerische Kavalleriebrigade Lapierre ist ihnen dicht auf den Fersen.
Dadurch gerät Rosens Flügel in eine missliche Lage: Ihr Kavallerieschutz ist weggelaufen. Werths Kavallerie bginnt nun, die Infanteriebrigaden einzukreisen und sorgt mit Pistolenfeuer für einige Unruhe. Rosens gesamter Flügel zu beginnt zu ermüden.
Laut den Quellen die ich gelesen habe hat Werth zu diesem Zeitpunkt der Schlacht den größten Teil seines Kavallerieflügels nach rechts geschicht, um Gayling gegen die Reitertruppen von Turenne zu unterstützen. Das wäre in der Tat eine gute Idee, setzt aber voraus, dass die Infanterie von Rosen in diesem Moment davonläuft. Was in meinem Spiel hier nicht der Fall ist. Stattdessen versucht Werths Kavallerie also die gegnerische Infanterie zu umfassen und ihre Flanken und Rücken zu bedrohen.
Hier ist eine weitere Übersicht:
Wie man sieht, ist in der Mitte ein ziemlich beeindruckendes Feuergefecht zwischen der Infanterie von Mercy und Rosen ausgebrochen. Auch hier ist das Kräfteverhältnis ziemlich gleich. Reuschenbergs zweite Infanterielinie bringt sich in Position, um sie zu unterstützen, aber im Moment muss man sich noch mit den Überresten der weimarischen Kavallerie herumschlagen. Diejenigen, die versucht haben, die kaiserlichen Linien zu durchbrechen und gerade noch von Kolbs Kavallerie aufgehalten wurden.
Die beiden Kavallerieflügel zur kaiserlichen Rechten mussten im gleichen Maße schlimme Verluste hinnehmen und zerlegen sich gegenseitig weiter, wobei Turenne trotz aller Unterstützung durch andere kaiserliche Formationen langsam die Oberhand gewinnt. Dann taucht der rauflustige Oberst Kolb auf und überrennt die weimarer Kavalleriebrigade Baden!
Der Hügel südlich von Herbsthausen ist mit toten oder sterbenden Pferden und Männern übersät. Turenne und Gayling erblickein einander ein letztes mal, als Gayling den Rückzug befehlen muss. Sein Flügel knickt ein, während Turennes ebenfalls angeschlagener Flügel lediglich schwer erschöpft ist.
Der Unterschied liegt aber mehr nur im Detail. Beide haben alle ihre Brigaden bis auf eine verloren.
Am kaiserlich-bayerischen linken Flügel befiehlt Werth, unterstützt von einer Brigade der Infanterie Reuschenbergs, einen Großangriff. Die weimarische Infanterie von Schmidtbergs Brigade wird von der bayerischen Kavallerie angegriffen, während Hattsteins Infanteriebrigade in ein schreckliches Kreuzfeuer zwischen zwei Kavalleriebrigaden und Reuschenbergs Infanterie gerät.
Hattscheins Männer halten stand, ziehen sich aber den Hügel hinauf zurück, um eine günstigere Position einzunehmen. Die Männer des Regiments Schmidtberg sind nicht so standhaft und versuchen, nach Herbsthausen zu fliehen. Die bayerische Kavalleriebrigade Fleckenstein holt sie jedoch ein und reitet sie nieder.
In der Mitte beschießt sich die Infanterie gegenseitig, aber keine Seite wagt den riskanten Vorstoß.
Am Ende sind beide französisch-weimarischen Flügel völlig erschöpft. Der kaiserlich-bayerische rechte Flügel ist weitgehend zerstört und zieht sich zurück, aber der Wille der französisch-weimarischen Armee ist gebrochen. Sie löst sich auf und flieht. Mit Werths Kavallerieflügel in ziemlich guter Verfassung wird es ein Massaker. Der Rest von Turennes Flügel wird niedergemacht, aber der Kommandant selbst kann fliehen. Sein zweiter Befehlshaber, Reinhold von Rosen, hat weniger Glück und wird gefangen genommen.
Ein großer Sieg für die kaiserlich-bayerische Armee!
Nachbesprechung
Okay, das war ein hartes Spiel für die französisch-weimarische Seite. Auch wenn ich sagen muss, dass vor allem die kaiserliche Kavallerie einige sehr glückliche Würfelwürfe hatte, und letztlich werden diese Schlachten sehr, sehr oft an den Flanken der Kavallerie entschieden.
Was mir sehr gut gefallen hat, war, wie einige der historischen Ereignisse, die während der Schlacht stattfanden, im Spiel wiedergegeben wurden. Kolb vereitelt den Durchbruch der französischen Kavallerie, der Flügel von Turenne trifft den Flügel von Gayling hart, so dass sie zusätzliche Unterstützung brauchen, Rosen wird gefangen genommen, all das.
In Deo Veritas funktioniert so gut wie ich es in Erinnerung hatte. Wie ich in meiner Rezension und wahrscheinlich auch in den folgenden Spielberichten gesagt habe – lasst euch sich nicht davon entmutigen, dass diese Regeln auf den ersten Blick so aussehen, als würden sie keine Spezifika des jeweiligen Konflikts zulassen, nur weil sie nicht auf gewisse Details und Begriffe eingehen. Es genügt, einen hie und da kleinen Modifikator hinzuzufügen oder zu subtrahieren, und schon hat man all dieses Zeug in seinem Spiel.
Die Hausregeln haben gut funktioniert, denke ich. Für dieses spezielle Szenario hab ich noch ein paar Ideen für Hauregeln, falls man noch mehr Würze in sein Spiel bringen möchte bzw. es für eine der Seiten schwieriger oder einfacher machen will:
.) Rosens Infanterie könnte als Raw anstatt als Trained eingestuft werden. Alternativ kann man für jede von Rosens Infanterie einen W6 würfeln. Bei 1-3 sind sie Raw.
.) Bei Rosens Infanterie, die am Waldrand steht, könnte der Bonus „Infantry with Pike“ gegen Kavallerie verdoppelt werden.
.) Rosens Infanterie könnte -1 Save Dice gegen Artilleriebeschuss erhalten. Die Position im Wald war gut gewählt, um Kavallerie abzuschrecken, aber herabfallende Äste, splitterndes Holz und so weiter machten Artilleriefeuer effektiver.
.) Werths Kavallerieflügel: Würfle für jede Kavallerieeinheit in diesem Flügel. Bei einer 4+ zählen sie als Veteranen. Denn das waren viele von ihnen.
.) Die Franzosen könnten ein Detachement Infanterie in Herbsthausen haben.
.) Du könntest im Laufe des Spiels weitere französische Kavallerie an der nördlichen Tischkante auftauchen lassen. Sie waren von Mergentheim aus auf dem Weg nach Süden in Richtung Herbsthausen, kamen aber nicht mehr rechtzeitig an, um an der Schlacht teilzunehmen. Wenn der kaiserlich-bayerische Spieler länger braucht, könnte man zwei Kavalleriebrigaden mit Angriffsbefehl in Marschkolonne entlang der Straße auftauchen lassen. Vielleicht würfeln, damit sie ab Runde 7 ankommen können oder so.
.) Du könntest Turenne die Kommandantencharakteristik Hero geben.
Dieses Szenario eignet sich gut als Solo-/Kooperationsspiel. Das ist vielleicht sogae besser, als wenn einer der Spieler einen Großteil des Spiels nur dasitzt und darauf wartet, dass der/die andere(n) seine/ihre überwältigende Anzahl von Figuren anrücken lassen. Für dieses Szenario braucht man auch nicht viel „künstliche Intelligenz“, denke ich. Die Hauptsache ist, dass der mögliche Gegenangriff von Turenne irgendwie geregelt werden kann. Wenn es eine günstige Situation gibt, wie z.B. Geylings Flügel, der in Angriffsreichweite für Turenne vorgerückt ist, aber nicht zu gut von Reuschenbergs oder Mercy’s Truppen unterstützt wird, könnte man würfeln ob Turenne die vorteilhafte Position am Hügel aufgibt und den Angriff wagt. Ich hab das so gemacht, hats bisschen spannender gemacht.
Die Tabelle mit den Zufallsereignissen sollte für Solo-/Koop-Spiele, wie im Leitfaden für Solospiel für In Deo Veritas beschrieben, auch verwendet werden.
Gut, ich hoffe, dass euch dieser Spielbericht gefallen hat; wenn ihr Fragen oder Ideen habt, schreibt sie in die Kommentare unten oder kontaktiert @StoriesTabletop auf Twitter!
Sehr schöner Spielbericht. Interessant geschrieben, vor allem die geschichtlichen Hintergründe.
Vielen Dank fürs Durchlesen und kommentieren! (hier und anderswo) Ich weiß das zu schätzen. 🙂