Letztes Mal erlebten wir eine knappe Niederlage für unseren französischen Helden Capt.Cruchot gegen die österreichischen Angreifer. Cruchot und sein Freund Merlot wurden von den heimtückischen Grenzern gefangen genommen. Die Gefangenen werden per Wagenzug zum Verhör hinter die Linien gebracht. Sous-Lieutenant François Bouffard von den 13e Chasseurs à Cheval meldet, dass sich der Zug über eine kleine Straße durch den Fürstenholz-Wald in Richtung Peising bewegt.
Capt. Charles Benés vom 2e regiment d’infanterie de la ligne entscheidet, dass es Zeit für eine waghalsige Rettungsaktion ist und lässt seine Männer einen Hinterhalt vorbereiten.
Cpt.Shandy, der dieses Mal wieder die Österreicher spielte, bereitete eine Karte vor und ließ mich einen Punkt wählen, an dem ich den Wagenzug überfallen wollte. Zuvor ließ er mich wissen, dass meine Infanterie diesmal von einer Gruppe von Chasseurs à Cheval begleitet werden würde. Prima. Dementsprechend wählte ich einen Punk hinter einem kleinen Hügel, um die Männer zu verstecken, und einigermaßen offenes Gelände für die Chasseurs, um sich zu bewegen. Darauf hat Cpt.Shandy ausgearbeitet, wie der Tisch aussehen soll und das Gelände aufgebaut. Es ist wirklich schön, wenn jemand diese ganze zusätzliche Arbeit macht. Das macht das ganze realistischer und nachvollziehbarer.
Das Spiel
Die Österreicher beginnen das Spiel, indem sie den Tisch über die Straße oben rechts betreten. Drei Gruppen Infanterie, angeführt vom garstigen Major von Eynhuf (der die letzte Schlacht gegen Capitaine Benés verlor, ihm aber im anschließenden Duell eine ordentliche Tracht Prügel verpasste), führen die Eskorte an, flankiert von zwei Gruppen Grenzer-Plänkler. Zwei weitere Gruppen von Grenzern in Linie bilden die Nachhut.
Ich war ziemlich nervös, wann ich meine Kräfte einsetzen sollte. Das war schließlich ein Hinterhalt, und den richtigen Moment zu erwischen, ist eine ziemlich entscheidende Sache. Die Karten halfen auch nicht, denn ich bekam zweimal hintereinander vier Kommandokarten (= doppelte Aktivierung für einen Anführer). Beim ersten Mal habe ich widerstanden, beim zweiten Mal konnte ich es einfach nicht mehr halten und habe den Moment genutzt um möglichst dynamisch auf den Tisch zu kommen.
Ich schicke die Linieninfanterie los, um die Straße zu blockieren. Alle fünf Gruppen auf einmal, angeführt von Capt.Benés, zusammen mit seinem treuen Lieutnant Bonhomme.
Ganz hinten im Wagenzug erleiden die Grenzer ein kleines Missgeschick – ihr Anführer stolpert und rutscht in einen Graben, was bedeutet, dass er seine volle nächste Aktivierung nutzen muss, um wieder aufzustehen. Das Problem ist, dass der Unglücksrabe für eine laaaaaange Zeit keine Aktivierung mehr bekommen würde.
Die französische Infanterielinie rückt vor und blockiert die Straße.
Leider sind sie etwas langsamer als ich gehofft habe, so dass es den Österreichern gelingt, sich zu formieren und – unterstützt von den Plänklern des Militärgrenzregiments – zwei kräftige Salven in die Flanke meiner Linientruppen zu feuern, bevor ich sie dazu bringe, herumzuschwenken und sich in einer Linie aufzustellen.
Aus Angst um meine Linie lasse ich die Schwadron der Chasseurs à Cheval die österreichischen Plänkler in der Flanke angreifen. Diese Situation überfordert die Grenzer, sie sich sofort ergeben, während meine Linieninfanterie beginnt, sich aufzustellen.
Nun eröffnen meine Infanteristen ihrerseits das Feuer auf den Feind. Trotz einer ziemlichen Menge von Schockmarkern feuern sie eine verheerende Salve (Crashing Volley) auf nächste Nähe ab. Damit sind die Österreicher ganz schön unter Druck, ganz zu schweigen von der französischen Kavallerie in ihrer Flanke. Die Österreicher schicken die verbliebenen Plänkler an die Seite des Wagens, um das Feuer auf die Kavallerie zu eröffnen und den Wagen zu schützen.
Das Feuer fordert seinen Tribut an die leichte Kavallerie, aber dennoch stürmen sie im vollen Galopp auf die österreichische Linie zu. Major Eynhuf hat sie gerade die Reihen schließen lassen und eröffnet wieder das Feuer auf die französische Infanterie. Sie wissen, dass die Franzosen zwar zahlreich sind, aber kurz davor sind, auseinanderzubrechen. Also entscheiden sich die Österreicher, zu stehen und zu kämpfen. Von diesem Entschluss getragen, werfen die Männer sogar den Kavallerieangriff in die Flanke mühelos zurück.
Die beiden Linien, die sich auf kurze Distanz (und unkontrolliert) beschießen, verursachen wenige Verluste, aber viel Schock. Die Franzosen, die die Linie gerade so zusammenhalten können, scheinen aufgrund ihres Zahlenvorteils die Oberhand zu gewinnen. Die Grenzer der Nachhut kommen einfach nicht in Gang. Schließlich beschließen die Männer selbst, nach vorne zu gehen, um ihre Kameraden zu unterstützen, da ihr Offizier immer noch im Graben liegt, flucht und sich über seinen verletzten Fuß beschwert.
Meine Plänkler beschließen endlich, auf dem Hügel aufzutauchen und ebenfalls das Feuer auf die österreichische Linie zu eröffnen.
Schließlich schafft es der Anführer der Grenzer, sich wieder aufzurappeln, nur um festzustellen, dass seine Männer bereits aus eigener Initiative vorgerückt sind (allerdings nicht sehr weit).
Doch zu spät. Die Österreicher an der Front geben dem feindlichen Feuer nach und die Linie bricht auseinander. Die österreichische Truppenmoral ist runter auf 1, die französische Truppenmoral liegt bei 7.
Ein französischer Sieg.
Nachbetrachtung
Puh, das ist wiedermal gut gelaufen! Cpt.Shandy war insofern höflich, als dass er die begleitenden Truppen so spielte, wie sie es tun würden und sich nicht zum Kampf formierte, bis die Franzosen tatsächlich auftauchten. Diese ersten Salven gegen meine Flanken haben wirklich einigen Schockschaden angerichtet, so dass die Formation fast gebrochen wurde, bevor sie sich formieren konnten. Als dann aber die Linie stand, lief es ganz gut. Die leichte Kavallerie in der Flanke war in der Tat sehr furchteinflößend, wurde aber bei ihrem zweiten Angriff ziemlich effektiv abgewehrt, wobei ihr Anführer verwundet und die Einheit dadurch erheblich verlangsamt wurde.
Die Tatsache, dass die Grenzer-Nachhut nie richtig in Gang kam, hat die österreichische Sache wirklich behindert. Aus bitterer Erfahrung weiß ich, dass es sehr beunruhigend ist, weniger Linieneinheiten zur Verfügung zu haben als der Gegner. Trotzdem hat sich die österreichische Linie für die gegebene Situation gut geschlagen und mehr als einmal mehrere meiner Gruppen in Gefahr gebracht, aus der Linie auszubrechen. Insgesamt aber ist eine Linie mit 5 Gruppen, die so ziemlich das gesamte Gebiet blockiert, einfach beängstigend und sehr schwer zu bewältigen.
Das Spiel war kurz und entscheidend, wie es bei Hinterhalten nun mal so ist. Aber es hat Spaß gemacht und die Geschichte hat sich hübsch weiter entfaltet.
Kampagnenphase
Der Pulverstaub legt sich und schnell ist Capt. Cruchot gefunden. Er wird von seinen Fesseln befreit und Capt. Benés‘ Arzt wirft einen Blick auf die Wunden des französischen Offiziers. Nichts Ernstes, aber Cruchot hat sich beim Duell eine Narbe zugezogen, die sein Aussehen von „hübscher Teufel“ auf „gut aussehender Bursche“ reduziert. Ein geringer Preis, den er für seine Freiheit zahlen muss. Während seiner Gefangenschaft schnappt Capt. Cruchot außerdem etwas über einen österreichischen Spion im französischen Lager auf. Sofort nach seiner Rückkehr lässt er den Mann in Ketten legen und zur weiteren Bearbeitung zum Bataillonskommando abführen, was Cruchot ein paar Ehrenpunkte einbringt.
Auch ich würfelte für die Ehre, die ich während des Spiels für den Sieg und für die Abgabe einer verheerenden Salve an den Feind erlangte.
Bei seiner Rückkehr ins Lager wird Capt.Benés mit Neuigkeiten konfrontiert – Voltigeur-Kommandant Florin Quellet und einer der Offiziere der Chasseurs à Cheval gerieten in einen Streit über angebliche Feigheit der Voltigeure. Sie sind zu dieser Schlacht nicht erschienen, aber mit gutem Grund: Beim letzten Mal befahl Benés ihnen, dem Arzt bei der Versorgung der Verwundeten zu helfen, was die Voltigeure aufhielt. Die Hitzköpfe ließen sich nicht beruhigen, und die einzige Möglichkeit für Quellet, das Gesicht zu wahren, ist, den überheblichen Kavalleristen zu einem Duell zu fordern. In der Theorie verpönt, aber in der Praxis sehr wohl geduldet, findet das Duell also statt. Anders als Benés ist Quellet ein geschickter Fechter und gewinnt, was dazu führt, dass Lieutenant Florin Quellet eine Führungsstufe und den Spitznamen Le Frelon (die Hornisse) erhält.
In der nächsten Partie gibt es wieder das nächste Abenteuer von Capt.Cruchot, wobei ich die österreichische Seite spiele. Mal sehen, was als nächstes passiert!