What a Tanker!: Review

What a Tanker! ist das neueste Regelwerk von Too Fat Lardies. Von vielen erwartet, von noch mehr gekauft. Der Spieler übernimmt die Rolle eines Panzerkommandanten im zweiten Weltkrieg.

Panzergefechte sind ein kompliziertes Ding. Gerade in letzten Jahren gab es diverse Versuche sich an das Thema „kleinteilige Panzerduelle“ ranzutasten (Warlord’s tank variant of Bolt Action and Battlefront’s Tanks! comes to mind). Als die Lardies ihre eigene Interpretation des Themas ankündigten war ich gespannt, denn andere Produkte im Genre haben mich mehr als kalt gelassen. Ich hab also das Regelbuch und die Marker vorbestellt. Mitte April 2018 waren sie da.

What a Tanker WW2 skirmish

Das Regelbuch kommt im A4-Format, softcover, vollfarbig und 74 Seiten stark.

Eines vorweg – ich finde das Cover großartig. Es passt perfekt zum Titel, und vom farblichen Ersteindruck ist macht es einfach ein Hingucker und macht Freude mit den hellen, warmen Farbtönen. Es vermittelt zudem die Idee hinter dem Spiel – es ist nicht allzu ernst zu nehmen. Das ganze Design des Buchs spiegelt das auch wider, mit einem recht locker-flockigen Design, viel Platz, nett anzusehen. Das Papier ist dick und wertig, so gut wie keine langen Textpassagen, keine Seite kommt ohne irgendeine Illustration oder farbige Visualisierung der Spielmechanismen. Im gesamten Buch finden sich keine Fotos von Modellen, einzig comicartige illustrationen. Gibt dem ganzen Charakter.

What a Tanker WW2 skirmish

Was braucht man zum Spielen?

  • Die Spielregeln
  • 10-20 Sechsseitige Würfel pro Spieler
  • Maßband
  • Ein oder mehrere Panzermodelle pro Spieler. Größe/Maßstab sind vollkommen egal; Drehtürme sollten nach Möglichkeit drehbar sein. Tischgröße wird mit mindestens 6’x4′ angegeben; bei 10mm oder 6mm-Modellen kann man auf cm statt Zoll umsteigen.
  • Ein Tanker Dashboard für jedes Fahrzeug
  • 4 Stück Marker für jeden Spieler. Können die „offiziellen“ sein, müssen aber nicht. Kleine Münzen tun’s auch.
  • Das Universal Tanker Tool(tm)
  • Ein Deck What a Tanker! Karten (gibt’s gratis auf der Lardies Website)

Die ersten vier Punkte sind selbsterklärend. Das Tanker Dashboard ist im Grunde ein Zettel der einem Überblick über den Zustand des Fahrzeugs gibt. Schaden und ähnliches werden darauf markiert.

What a Tanker WW2 skirmish

Es ist im weitesten Sinne ein Charakterbogen. Man notiert den Typ und den Spitznamen des Fahrzeugs, spezielle Attribute, Panzerungswert (Armour), Angriffswert (Strike), und, wenn man Pech hat, Schäden am Fahrzeug. Auf die dunklen Felder auf der rechten Seite kommen Marker.

What a Tanker WW2 skirmish

Diese liegen entweder auf den Kästchen oder eben daneben und zeigen diverse Zustände an. In dem Beispiel hier ist das fahrzeug „Buttoned up“ (= die Luken sind zu, die Besatzung sieht nur per Schlitz/Winkelspiegel/Periskop was), ein Ziel ist ausgemacht (Acquired), doch die Kanone ist noch nicht ausgerichtet (Aimed) und nicht geladen (Loaded). All das muss vor dem vernichtenden Schuss noch erledigt werden.

Das bringt uns gleich zu den Markern. Ich hab das Set gleich mit dem Regelbuch mitbestellt und enthält genug für sechs Fahrzeuge, plus Universal Tanker Tool(tm).


What a Tanker WW2 skirmish

Das sechseckige Tanker Tool wird zum Ausrichten des Turms sowie zum Drehen des Fahrzeuges genutzt und dient dem Messen von Winkeln.

Die Marker sind nett gemacht. Dickes, widerstandsfähiges Acryl. Sie sind nicht absolut erforderlich. Man kann stattdessen auch Münzen, Knöpfe, Kiesel, wasauchimmer verwenden. Das Tanker Tool kann durch jedes kleine, sechseckige Objekt ersetzt werden, wobei es von Vorteil ist wenn es durchsichtig ist.

Die What a Tanker! Karten gibt’s wie gesagt gratis auf der Lardies-Seite herunterzuladen und stellen Upgrades dar die eine Panzerbesatzung im Laufe ihrer Karriere erwirbt. Für das erste Spiel also nicht wichtig.

What a Tanker WW2 skirmish

„Mooo-ment, wo ist die Infanterie?“

What a Tanker! befasst sich ausschließlich mit dem Kampf zwischen Panzern. Hätte man Infanterie, PaK, etc. eingebaut wäre das Ganze ausgeufert und wäre ein anderes Spiel das ohnehin schon durch Chain of Command oder I Ain’t Been Shot, Mum abgedeckt ist.

Allerdings gibt es im exzellenten Wargames, Soldiers and Strategy Magazine eine Serie von Artikeln die nicht nur das Spielen historischer Szenarien näherbringt, sondern auch Varianten vorstellt wie man Infanterie, Luftangriffe, usw. in Wat! einbauen kann.

Wie funktioniert das Spiel?

What a Tanker ist ein flottes Ding. Mehr so für zwischendurch bzw. wenn das „Hauptspiel des Abends“ vorbei und noch etwas Zeit ist. Oder man spielt einfach mehrere Spieler hintereinander.

In der Regel kommandiert jeder Spieler einen Panzer (oder auch mehrere). Vor dem Spiel einigt man sich auf ein Szenario und in welchem Jahr das Ganze stattfindet, sucht sich ein Fahrzeug aus (ja, es gibt auch Punktesystem das man verwenden kann wenn man möchte), würfelt ein Szenariolayout und fängt an. Natürlich kann man recht leicht historische Szenarien adaptieren.

What a Tanker WW2 skirmish

Am Anfang jedes Zuges wird die Initiativereihenfolge der Fahrzeuge erwürfelt die festlegt welches Fahrzeug wann drankommt. Bei mehr als 2 Fahrzeugen im Spiel empfehlen sich numerierte Zettel oder sowas damit man nicht durcheinander kommt.

Aktivierung

Ist er am Zug wirft ein Spieler sechs Kommandowürfel. Deren Ergebnisse zeigen an was die Crew diese Runde imstande ist zu tun. Die Ergebnisse werden separat gelesen und folgendermaßen aufgeschlüsselt:

1 – Move / Bewegen (vor, zurück, drehen, Turm drehen)

2 – Acquire Target / Ziel ausmachen (teilweise verdeckte Ziele erfordern zwei oder mehr 2er zum Ausmachen)

3 – Aim / Zielen

4 – Fire / Feuer!

5 – Load / Nachladen

6 – Wild Dice / Wilder Würfel! (darf als ein anderer Wert deiner Wahl verwendet werden oder für diverse kleine Boni oder kleine Reparaturen)

Manchmal wird es nicht möglich sein genau das zu tun was man möchte. So ist das Leben und, soweit ich gelesen habe, der Krieg. Allerdings hat man so gut wie immer Möglichkeiten und Entscheidungen zu treffen.

What a Tanker WW2 skirmish

Natürlich kann man „unbuttoned“ (= Luken auf, Kommandant steckt den Kopf oben beim Turm raus, der Fahrer evtl auch), was einen Bonus zum anvisieren des Ziels gibt, allerdings sicherheitstechnisch ein Risiko darstellt.

Bewegung

..ist recht simpel. Jedes Ergebnis von 1 auf den Kommandowürfeln darf für eine Bewegungsaktion verwendet werden. Eine Bewegungsaktion ist entweder 2W6 in Zoll, inkl. eines leichten Schwenks, wenn gewünscht. Alternativ dazu kann man sich auch auf der Stelle oder nur den Turm (sofern man einen hat) drehen.

What a Tanker WW2 skirmish

Schießen

Die Feuerprozedur ist generell: Ziel entdecken/ausmachen, zielen, Feuer. Das wirkt simpel, aber wenn die Würfel nicht so wollen wie man selbst kann das einige Runden in Anspruch nehmen, besonders wenn das Ziel nicht stillhalten will. Wenn man Glück hat kann man allerdings mehrere Schüsse pro Runde abgeben.

Haut also der Schuss hin würfelt man erstmal ob die Granate trifft (modifiziert durch schlechte Sichtverhältnisse, evtl. beschädigte Optik, etc.), wenn man trifft wirft man entsprechend des Strike-Werts des eigenen Panzers eine Anzahl von Würfeln, der Spieler des Ziels wirft eine Anzahl entsprechend des Armour-Wertes seines Fahrzeugs, man vergleicht Erfolge (in der Regel 5er und 6er, Treffer in Seite/Heck haben hier bessere Chancen auf Erfolge). Hat der angreifende Spieler mehr Erfolge als der Verteidigende nimmt das Fahrzeug entweder temporären oder permanenten Schaden. Sollten die beiden Ergebnisse allzuweit auseinanderliegen kann es sein, dass das getroffene Fahrzeug explodiert oder die Crew abhaut, was das Fahrzeug aus dem Spiel nimmt.

What a Tanker WW2 skirmish
Ungelogen: Das hier ist mein Panzer IV H namens Elise, im ersten Spielzug unseres WaT-Testspiels. Ich hatte einige Basics des Panzerkampfes missachtet. „Runter von der Straße“, z.B. Achja, und „fahr nicht frontal auf den geladenen Firefly zu“.

Für jeden permanenten Schadenspunkt wird gewürfelt was genau passiert ist. Beschädigtes Fahrwerk, gebrochene Kette, Schaden an der Optik, Mannschaftsmitglied verwundet, und so weiter. Temporärer Schaden kann von der Crew im Spiel repariert werden.

Das Ding an Schäden ist allerdings, dass sie immer deine Kommandowürfel reduzieren. Was natürlich die Möglichkeiten einschränkt. Verfügt ein Fahrzeug über garkeine Kommandowürfel mehr wird es aufgegeben und gilt als zerstört.

Das Spiel endet in der Regel wenn die Panzer einer Seite zerstört oder zum Rückzug gezwungen sind.


…und das isses! Wie gesagt, locker-flockig.

Die Kampagne

Eines der lässigen Dinger an What a Tanker! ist das eingebaute Kampagnensystem. Immer wenn ein Panzer einen anderen ausschaltet bekommen sie einen „Kill Ring“. Im nächsten Spiel (sofern die Crew überlebt) bekommen sie für jeden dieser Ringe eine Tanker Bonuskarte.

„Levelaufstieg!“

Überlebt eine Panzerbesatzung ein paar Spiele und holen sie sich dabei ein paar Kill Rings erreichen sie den „Panzer-Ass“ Status. Das bringt diverse Vorteile. Außerdem die Option einen besseren Panzer zugewiesen zu bekommen.

What a Tanker WW2 skirmish

Hinten im Buch finden sich Karriereleitern für alle größeren am Krieg beteiligten Mächte (Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, Japan, Sowjetunion, Vereinigte Staaten), aufgesplittet nach Jahr und Level. 

Spielt man beispielsweise eine Kampagne beginnend 1940 beginnt der deutsche Spieler z.B. mit einem hübschen, genieteten Panzer 35(t). Nach wenigen Spielen hat er bereits ein paar Kill Ringe erstritten und damit Ass-Status erreicht. Nun hat er die Wahl ein Panzer 35(t) Ass zu sein (mit all den Vorteilen die das mit sich bringt und all den feinen Tanker-Bonuskarten für die Kill Rings) oder in einen nagelneuen Panzer III Ausf.E umzusteigen (mit der schicken, dicken geschweißten Panzerung). Damit verfallen allerdings Ass-Status und Kill Ringe.

Dies gibt dem Spiel eine weitere Ebene und gibt einen Anreiz diese Kill Ringe zu sammeln und gleichzeitig die eigene Mannschaft am Leben zu halten.

Fazit

Soweit hab ich zwei Spiele bestritten. What a Tanker macht Spaß, besonders mit mehr als zwei Spielern. Es spielt sich sehr flott und flüssig. Tische mit allzuviel Gelände kann das Ermitteln von Sichtlinien etwas mühsam werden, aber das hat man bei den meisten Skirmishspielen. Zum Unterschied zu den meisten Skirmishspielen braucht man allerdings nicht unheimlich viel Gelände, denn in solches Gelände schickt man Panzer ohnehin nicht gern.

Wir haben soweit immer mit 15mm-Modellen gespielt, und das funktioniert glaub ich auch am Besten mit der vorgesehenen Tischgröße. Natürlich werden Leute auch in 28mm spielen. Das haut natürlich auch sicher gut hin, bzw. so gut wie 28mm-Panzergefechte auf 6’x4′ großen Tischen immer funktionieren. Aber sieht halt geil aus, das steht außer Frage.

What a Tanker WW2 skirmish

What a Tanker! trifft genau diesen Punkt, dass man hie und da einfach Panzer aufstellen und rumballern möchte. Man kennt das Gefühl ja. 😛

Das Nette ist, dass im Vergleich zu ähnlichen neueren Regelwerken, WaT! zumindest generell ein Gefühl dafür gibt etwas zu spielen was mit Panzerkampf im 2.Weltkrieg zu tun hat.

Auf der anderen Seite ist es so unkompliziert, dass sich die Regeln ohne großen Aufwand in andere Settings übertragen lassen. Cpt.Shandy, im Herzen ein Seemann, hat gleich überlegt wie sich die Mechanismen für Kanonenboote im amerikanischen Bürgerkrieg adaptieren lassen, Virago möchte es für Battletech verwenden, ich (schlichtes Gemüt) musste gleich denken, dass das nicht allzu schwer auf Warhammer 40.000 umzulegen sein kann.

Isses auch nicht, wie viele Leute kurz nach Release der Regeln bewiesen haben. Jeder Panzer hat zwei Attribute (Armour und Strike), plus ein paar simple Sonderregeln.

What a Tanker WW2 skirmish
„Servus, wir kommen vom Imperium der Menschheit und würden gern mitspielen.“

Jupp, da haben die Lardies wieder gute Arbeit gemacht. Bzw. Nick Skinner, dessen Kind WaT! soweit ich weiß ist. Diesmal mit einem leichten, sehr flotten Spiel das sich nicht allzu ernst nimmt.

Sharp Practice oder Chain of Command sind glänzend in dem was sie tun, sind aber natürlich auch spannend, und nachher kann man etwas ermüdet sein. WaT! ist sehr nett zum Runterkommen oder wenn mal weniger Zeit ist. Es macht Spaß, und das ist das was zählt.

Ich hoffe, dass euch der Artikel gefallen hat, und dass ihr euch ein Bild über diese sehr pflegenleichten und unaufwändigen Regeln machen konntet. 🙂 Falls ihr noch Fragen oder Anregungen habt seid ihr gern eingeladen sie über die Kommentarfunktion unten zu posten oder direkt per e-mail zu schicken. Außerdem könnt ihr mich über die Tabletop Stories Facebookseite, die Battle Brush Studios Facebookseite, oder Battle Brush Studios direkt erreichen.

2 Gedanken zu „What a Tanker!: Review

  1. Eine sehr gelungene Review, die mir ein detaillierters Bild des Systems an de Hand gab.
    Super geschrieben.
    WW II und Tanks sind zwar nicht so sehr meine Welt, aber nun verstehe ich eure Umsetzung zu „What a Mecha“ viel besser.

    Danke dir für deine Mühen, die haben sich in meinem Fall wirklich gelohnt 🙂

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